Die Vereinigten Staaten haben sich im Jahr 2024 als der weltweit größte Investor in kommerzielle Spionagesoftware etabliert, eine Branche, die durch die verdeckte Überwachung von Journalisten, Menschenrechtsverteidigern, Politikern und Diplomaten erhebliche Bedrohungen für Menschenrechte und nationale Sicherheit mit sich bringt. Dies geht aus einem neuen Bericht des Atlantic Council hervor, der am 11. September 2025 veröffentlicht wurde.
Wachstum der US-Investitionen
Laut dem Bericht, der 561 Unternehmen in 46 Ländern über den Zeitraum von 1992 bis 2024 untersucht hat, wurden 2024 zwanzig neue US-basierte Investoren in der Spionagesoftware-Branche identifiziert. Damit steigt die Gesamtzahl der amerikanischen Geldgeber auf 31, ein signifikanter Anstieg von den elf Investoren, die 2023 verzeichnet wurden. Dieses Wachstum übertrifft andere führende Investorenländer wie Israel (26 Investoren), Italien und das Vereinigte Königreich deutlich. Insgesamt wurden 34 neue Investoren weltweit identifiziert, wodurch sich die Gesamtzahl der Investoren in der Branche von 94 im Vorjahr auf 128 erhöht hat.
Struktur und Risiken des Marktes
Der Bericht, Teil des Projekts „Mythical Beasts“ des Atlantic Council’s Cyber Statecraft Initiative, beleuchtet die komplexen Netzwerke von Spionagesoftware-Anbietern, die oft über Holdinggesellschaften, Investoren und Partner in verschiedenen Ländern operieren, um ihre Geschäftstätigkeiten zu verschleiern. Spionagesoftware, die unautorisierten Fernzugriff auf internetfähige Geräte zur Überwachung oder Datengewinnung ermöglicht, wird zunehmend mit Menschenrechtsverletzungen und nationalen Sicherheitsrisiken in Verbindung gebracht. Ein prominentes Beispiel ist die NSO Group, deren Pegasus-Software zur Überwachung von Journalisten und Aktivisten weltweit eingesetzt wurde und die kürzlich von einem US-Gericht zu einer Strafe von 168 Millionen US-Dollar verurteilt wurde.
Beteiligung US-amerikanischer Finanzfirmen
Zu den neuen US-Investoren zählen namhafte Finanzfirmen wie D.E. Shaw & Co., Millennium Management und Ameriprise Financial, die Gelder in Unternehmen wie Cognyte fließen ließen, das mit mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen in Verbindung steht. Ein weiteres Beispiel ist die Übernahme des israelischen Spionagesoftware-Anbieters Paragon Solutions durch AE Industrial Partners im Jahr 2024, die mit der Reaktivierung eines Vertrags mit der US-Immigrationsbehörde (ICE) einherging. Diese Entwicklungen unterstreichen die wachsende Verflechtung US-amerikanischer Finanzinstitute mit der Spionagesoftware-Branche und werfen Fragen zum Schutz der Privatsphäre und bürgerlicher Freiheiten auf.
Politische Maßnahmen und Herausforderungen
Trotz internationaler Bemühungen, wie der Pall Mall-Initiative und Sanktionen gegen Akteure wie das Intellexa Consortium, bleibt der Markt für Spionagesoftware schwer zu regulieren. Die USA haben 2024 Sanktionen gegen fünf Personen und ein Unternehmen des Intellexa Consortium verhängt, um die Verbreitung und den Missbrauch solcher Technologien einzudämmen. Dennoch zeigt der Bericht, dass die mangelnde Transparenz und die komplexen Unternehmensstrukturen die Verfolgung und Regulierung erschweren. Der Atlantic Council empfiehlt verstärkte internationale Zusammenarbeit und transparente Richtlinien, um die Risiken dieser Technologie einzudämmen, ohne ausschließlich einzelne Anbieter ins Visier zu nehmen.
Ausblick
Die rapide Zunahme US-amerikanischer Investitionen in Spionagesoftware stellt Regierungen und Gesellschaften vor neue Herausforderungen. Während die USA ihre Position als führender Investor festigen, wächst die Dringlichkeit, klare Normen und Regulierungen zu entwickeln, um Menschenrechtsverletzungen und Sicherheitsrisiken zu verhindern. Der Bericht des Atlantic Council unterstreicht die Notwendigkeit, den Markt als Ganzes zu betrachten, um effektive politische Maßnahmen zu gestalten, die sowohl Innovationen als auch den Schutz grundlegender Rechte berücksichtigen.
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