Die USA verfügen über eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt, mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 25 Billionen Dollar (Stand 2023) und einem großen Binnenmarkt. Dieser Binnenmarkt – etwa 330 Millionen Menschen mit hoher Kaufkraft – gibt den USA eine gewisse Resilienz gegenüber externen Handelskonflikten. Sie könnten theoretisch länger durchhalten als kleinere, exportabhängige Volkswirtschaften, weil sie weniger auf den internationalen Handel angewiesen sind. Der US-Importanteil am BIP liegt bei etwa 15 %, während Länder wie Deutschland (ca. 47 %) oder China (ca. 20 %) stärker in globale Lieferketten eingebunden sind.
Ein Handelskrieg bedeutet jedoch nicht nur den Verlust von Exportmärkten, sondern auch steigende Kosten für Importe, was die US-Verbraucher und Unternehmen belastet. Wenn die USA hohe Zölle auf Waren aus China, der EU, Kanada oder Mexiko erheben, könnten Vergeltungszölle den US-Exportsektor treffen – etwa Landwirtschaft (Sojabohnen, Fleisch) oder Industrie (Autos, Technologie). Schon im Handelsstreit mit China ab 2018 stiegen die Preise für Konsumgüter in den USA um etwa 4,5–6,5 %, während die Landwirtschaft Verluste hinnehmen musste. Ein flächendeckender Handelskrieg würde diese Effekte vervielfachen.
Die US-Dollar-Position als Weltreservewährung ist ein weiterer Trumpf. Etwa 60 % der globalen Währungsreserven sind in Dollar gehalten, was den USA erlaubt, Defizite zu finanzieren und Sanktionen wirksam einzusetzen. Doch ein langwieriger Handelskrieg könnte das Vertrauen in den Dollar schwächen, insbesondere wenn Länder wie China oder die BRICS-Staaten Alternativen (z. B. Yuan) pushen. Das wäre ein langsamer Prozess, könnte aber die US-Finanzkraft langfristig untergraben.
Politisch hängt die Dauer von der inneren Stabilität ab. Hohe Preise und Arbeitsplatzverluste könnten den Rückhalt für eine protektionistische Politik schmälern. Historisch gesehen führte der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930, der Zölle auf über 20.000 Produkte erhöhte, zu einem Welthandelsrückgang von 60 % und verschärfte die Große Depression – ein Warnsignal dafür, wie schnell sich Abschottung rächen kann. Heute ist die Weltwirtschaft vernetzter, was die Folgen eines Handelskriegs komplexer macht.
Konkret: Bei einem moderaten Szenario (z. B. 10–25 % Zölle auf große Handelspartner) könnten die USA dank ihrer Größe und Ressourcen einige Jahre (vielleicht 3–5) durchhalten, bevor Inflation, sinkendes Wachstum und politischer Druck sie zum Kurswechsel zwingen. Bei einem radikalen Szenario (60–100 % Zölle, wie von Donald Trump teilweise angedroht) könnte die Belastung – durch gestörte Lieferketten, Börseneinbrüche und globale Isolation – schon nach 1–2 Jahren kritisch werden. China, die EU und andere könnten zudem Allianzen schmieden, um den US-Markt zu umgehen, was die Lage verschärft.
Ohne genaue Daten zu einem aktuellen Handelskrieg (Stand April 2025) bleibt das spekulativ. Die USA haben starke Karten, aber ein Handelskrieg ist ein Abnutzungskampf, den niemand wirklich gewinnt. Historische Beispiele und ökonomische Logik deuten darauf hin, dass die Grenze bei wenigen Jahren liegen könnte, abhängig von der Intensität und der Reaktion der Welt.
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