Über 40 britische Gesundheitsförderer und Wohltätigkeitsorganisationen haben eine wegweisende gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die darauf abzielt, ältere Menschen stärker in die Gesundheitsforschung einzubeziehen. Ziel ist es, das Verständnis von Krankheiten zu vertiefen und maßgeschneiderte Gesundheitsinterventionen zu entwickeln, die den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung gerecht werden.
Die Initiative, die auf dem Jahresbericht des Chief Medical Officer, Professor Chris Whitty, zum Thema „Gesundes Altern“ basiert, adressiert ein drängendes Problem: Ältere Menschen, insbesondere jene mit komplexen Gesundheitsproblemen oder mehreren chronischen Erkrankungen, sind in klinischen Studien und Forschungsprojekten stark unterrepräsentiert. „Obwohl ältere Menschen oft den größten Bedarf haben, werden sie häufig von der Forschung ausgeschlossen, die ihre Pflege direkt betrifft“, betonte Professor Whitty. Dieser Ausschluss führt zu Wissenslücken, weniger wirksamen Behandlungen und einer Pflege, die nicht optimal auf die Bedürfnisse der Hauptnutzer abgestimmt ist.
Ein Wandel hin zu inklusivem Forschungsdesign
Die gemeinsame Erklärung verpflichtet die Unterzeichner dazu, ältere Erwachsene aktiv in die Forschung einzubinden, ungerechtfertigte Ausgrenzungen zu hinterfragen und Studien so zu gestalten, dass sie die Vielfalt der britischen Bevölkerung widerspiegeln. Dies schließt die Berücksichtigung von Merkmalen wie Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft und sozioökonomischem Status ein. Besonders wichtig ist die Einbeziehung älterer Menschen in alle Phasen der Forschung – von der biomedizinischen Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien. „Dieser Ansatz wird zu einem umfassenderen Verständnis der Krankheitskomplexität und der Auswirkungen des Alterns führen“, heißt es in der Erklärung.
Professor Patrick Chinnery, Leiter für Gesundheit, Altern und Wohlbefinden bei UK Research and Innovation (UKRI), unterstrich die Bedeutung dieser Initiative: „Die Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten und das Verständnis dafür, wie wir die Gesundheit der Menschen länger erhalten können, sind zentrale Ziele von UKRI. Die Einbeziehung älterer Menschen in Forschung und klinische Studien wird uns helfen, Herausforderungen wie multiple chronische Erkrankungen und psychische Gesundheitsprobleme durch Fortschritte in Prävention, Diagnose und Behandlung anzugehen.“
Gesundheitspolitik unterstützt den Wandel
Gesundheitsministerin Karin Smyth betonte die Dringlichkeit des Ansatzes: „Nur einer von sieben Teilnehmern an medizinischen Forschungsstudien ist über 75 Jahre alt, obwohl ältere Menschen häufiger mit Langzeiterkrankungen wie Krebs oder Demenz konfrontiert sind.“ Sie verwies auf den 10-Jahres-Gesundheitsplan der Regierung, der die Forschung durch eine britische Rekrutierungskampagne des National Institute for Health Research (NIHR) ankurbeln soll. „Wenn wir möchten, dass die Behandlungen von morgen für alle funktionieren, müssen ältere Menschen Teil der Forschung sein, die sie entwickelt“, so Smyth.
Ein ethisches und wissenschaftliches Gebot
Die Erklärung unterstreicht, dass die Ausgrenzung älterer Menschen aus der Forschung nicht nur unethisch ist, sondern auch die Qualität der Ergebnisse beeinträchtigt. Studien, die ältere Erwachsene oder Menschen mit Multimorbidität systematisch ausschließen, spiegeln nicht die Realität der betroffenen Bevölkerungsgruppen wider. Dies führt zu Behandlungen, die für diejenigen, die sie am dringendsten benötigen, weniger wirksam sind. Die Unterzeichner verpflichten sich daher, solche willkürlichen Ausschlüsse konsequent zu hinterfragen und die Prinzipien von Gleichberechtigung und wissenschaftlicher Exzellenz in den Vordergrund zu stellen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Initiative markiert einen Wendepunkt in der britischen Gesundheitsforschung. Durch die stärkere Einbindung älterer Menschen in Studien sollen zukünftige Präventionsmaßnahmen, Diagnosen und Therapien besser auf die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft abgestimmt werden. Dies wird nicht nur die Lebensqualität älterer Menschen verbessern, sondern auch die gesundheitlichen Ungleichheiten im Vereinigten Königreich reduzieren. Mit der Unterstützung von UKRI und dem Engagement der Regierung ist Großbritannien auf dem Weg, eine inklusivere und zukunftsorientierte Gesundheitsforschung zu gestalten.
Quelle: UKRI
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