Phytosterole, auch als Pflanzensterine bekannt, gewinnen in der medizinischen Forschung und Praxis zunehmend an Bedeutung. Diese natürlich in Pflanzen vorkommenden Verbindungen, die strukturell dem menschlichen Cholesterin ähneln, zeigen vielversprechende Effekte in der Prävention und Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen. Ihre Fähigkeit, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken, macht sie zu einem wertvollen Bestandteil einer herzgesunden Ernährung.
Phytosterole kommen in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln wie Nüssen, Samen, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse vor, allerdings in relativ geringen Mengen. Um therapeutische Effekte zu erzielen, werden sie häufig in funktionellen Lebensmitteln, wie angereicherten Margarinen, Joghurts oder Säften, eingesetzt. Studien zeigen, dass eine tägliche Zufuhr von 1,5 bis 3 Gramm Phytosterolen den LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes“ Cholesterin) um 7 bis 12 % senken kann, ohne die Konzentration des HDL-Cholesterins („gutes“ Cholesterin) nennenswert zu beeinflussen.
Der Wirkmechanismus der Phytosterole ist gut dokumentiert: Sie konkurrieren im Darm mit Cholesterin um die Aufnahme in die Darmzellen. Durch ihre strukturelle Ähnlichkeit mit Cholesterin verdrängen sie dieses aus den Mizellen, den Transportpartikeln im Darm, was zu einer reduzierten Cholesterinresorption führt. Der Körper scheidet das nicht aufgenommene Cholesterin vermehrt aus, wodurch der Gesamtcholesterinspiegel im Blut sinkt. Dieser Effekt ist besonders bei Patienten mit leicht bis moderat erhöhten Cholesterinwerten von Vorteil und kann eine medikamentöse Therapie mit Statinen in manchen Fällen ergänzen oder verzögern.
Klinische Studien, wie die 2003 im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichte Meta-Analyse von Katan et al., belegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Phytosterolen. Die Autoren stellten fest, dass die cholesterinsenkende Wirkung bereits nach wenigen Wochen eintritt und bei regelmäßiger Einnahme stabil bleibt. Nebenwirkungen sind selten, wobei gelegentlich leichte gastrointestinale Beschwerden berichtet wurden. Wichtig ist jedoch, dass Patienten mit seltenen Erkrankungen wie Sitosterolämie, einer genetischen Störung des Sterinstoffwechsels, Phytosterole meiden sollten, da sie die Symptome verschlimmern könnten.
Ein weiterer Vorteil der Phytosterole ist ihre potenzielle Rolle in der Entzündungshemmung. Entzündungsprozesse spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung von Atherosklerose. Erste Studien deuten darauf hin, dass Phytosterole entzündungsfördernde Zytokine reduzieren können, was ihre protektive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System verstärken könnte. Diese Ergebnisse bedürfen jedoch weiterer Untersuchungen, um die langfristigen Effekte und optimalen Dosierungen zu klären.
Die Integration von Phytosterolen in den Alltag ist unkompliziert. Funktionelle Lebensmittel sind mittlerweile weit verbreitet, und die empfohlene Tagesdosis kann leicht über eine ausgewogene Ernährung oder angereicherte Produkte erreicht werden. Dennoch sollten Patienten, insbesondere solche mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Medikationen, die Einnahme mit ihrem Arzt absprechen, um Wechselwirkungen zu vermeiden. So kann beispielsweise die gleichzeitige Einnahme von Phytosterolen und bestimmten fettlöslichen Vitaminen (wie Vitamin E oder Beta-Carotin) deren Aufnahme leicht beeinträchtigen, was durch eine zeitlich versetzte Einnahme kompensiert werden kann.
Zusammenfassend bieten Phytosterole eine evidenzbasierte, natürliche Strategie zur Senkung des Cholesterinspiegels und zur Förderung der Herzgesundheit. Sie sind eine wertvolle Ergänzung zu einer gesunden Lebensweise, die Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und den Verzicht auf Rauchen umfasst. Während sie keine Wunderpille darstellen, liefern sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen – ein Ansatz, der sowohl von Patienten als auch von Medizinern zunehmend geschätzt wird.
Literaturhinweis: Katan MB, et al. Efficacy and safety of plant stanols and sterols in the management of blood cholesterol levels. Am J Clin Nutr. 2003;78(5):965-71.
Entdecke mehr von LabNews
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
