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Pharma & High Tech: Warum Trump den Zollstreit gegen China nicht gewinnen kann

Um zu verstehen, wie chinesische High-Tech- und Pharmaprodukte trotz der neuen Zölle gegen China im Jahr 2025 ohne Strafzölle die USA erreichen könnten, muss man die aktuellen Handelsdynamiken, die Struktur der globalen Lieferketten und die rechtlichen sowie logistischen Möglichkeiten betrachten. Da die Zölle ein zentrales Instrument der Handelspolitik sind, konzentriert sich diese Analyse auf Strategien zur Umgehung oder Minimierung ihrer Auswirkungen, ohne dabei illegale Methoden wie Schmuggel zu berücksichtigen, da dies nicht im Rahmen einer legitimen Analyse liegt. Stattdessen fokussieren wir uns auf legale Handelspraktiken, Nutzung von Freihandelsabkommen, Produktionsverlagerungen und andere Mechanismen. Der aktuelle Stand der Zollpolitik wird dabei als Ausgangspunkt angenommen, aktuell berechnen, dass die USA 2025 zusätzliche Strafzölle in Höhe von 145 Prozent auf chinesische Waren, einschließlich High-Tech- und Pharmaprodukte, erhoben haben. Das war in verschiedenen Szenarien der Handelspolitik unter der Trump-Administration bereits vorab angedeutet worden.

1. Nutzung von Drittländern als Zwischenstationen (Re-Export-Strategien)

Eine der effektivsten Methoden, um Strafzölle zu umgehen, ist die Verlagerung des Exportwegs über Drittländer, die keine oder geringere Zölle mit den USA vereinbaren. Chinesische Unternehmen könnten ihre High-Tech- und Pharmaprodukte zunächst in Länder exportieren, die von den US-Zöllen ausgenommen sind oder Freihandelsabkommen (FTA) mit den USA haben, wie etwa Mexiko, Kanada (im Rahmen des USMCA) oder Vietnam. Dort könnten die Produkte minimal verarbeitet oder umverpackt und anschließend als Waren mit Ursprung in diesem Drittland in die USA exportiert werden.

  • Mechanismus: Gemäß den Ursprungsregeln (Rules of Origin) des USMCA oder anderer FTAs müssen Produkte eine „substantielle Transformation“ durchlaufen, um als Ware des Drittlandes anerkannt zu werden. Bei Pharmaprodukten könnte dies die Endverpackung, Mischung von Wirkstoffen oder die Herstellung von Fertigprodukten aus Zwischenprodukten umfassen. Für High-Tech-Produkte könnte die Montage oder Integration von Komponenten ausreichen.
  • Beispiel: Ein chinesisches Unternehmen exportiert pharmazeutische Zwischenprodukte (z. B. Wirkstoffe) nach Mexiko. Dort werden sie zu Tabletten verarbeitet und als mexikanisches Produkt in die USA eingeführt, wodurch die Strafzölle gegen China umgangen werden.
  • Vorteile: Mexiko und Kanada liegen geografisch nahe an den USA, was Transportkosten senkt, und profitieren vom USMCA, das Zollfreiheit für qualifizierte Waren bietet.
  • Herausforderungen: Die USA könnten die Ursprungsregeln verschärfen oder zusätzliche Zölle gegen Drittländer verhängen, wenn sie feststellen, dass diese als Umgehung genutzt werden, wie es bereits bei früheren Handelskonflikten angedeutet wurde (z. B. Trumps Kritik an chinesischen Investitionen in Mexiko).

2. Produktionsverlagerung in Drittländer

Eine langfristigere Strategie ist die Verlagerung der Produktion von High-Tech- und Pharmaprodukten in Länder, die nicht von den Strafzöllen betroffen sind. Chinesische Unternehmen könnten Tochtergesellschaften oder Joint Ventures in Südostasien (z. B. Vietnam, Malaysia), Indien oder sogar in Europa gründen, um von dort aus in die USA zu exportieren.

  • Pharma-Spezifika: Die Pharmaindustrie erfordert hochregulierte Produktionsstätten, die den Standards der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) entsprechen. Indien, als weltweit führender Exporteur von Generika, bietet sich an, da es bereits eine etablierte Infrastruktur und regulatorische Erfahrung hat. Chinesische Firmen könnten mit indischen Partnern kooperieren, um Wirkstoffe (APIs) aus China zu importieren und die Endproduktion in Indien abzuschließen.
  • High-Tech-Spezifika: Für High-Tech-Produkte wie Elektronikkomponenten oder Medizintechnik könnte Vietnam eine attraktive Option sein, da das Land in den letzten Jahren zum Hotspot für Elektronikproduktion geworden ist (z. B. Samsungs massive Investitionen).
  • Vorteile: Produkte aus diesen Ländern unterliegen nicht den China-spezifischen Strafzöllen und könnten sogar von bestehenden Handelsvorteilen profitieren (z. B. geringere Zölle für Entwicklungsländer unter dem Generalized System of Preferences).
  • Herausforderungen: Die Verlagerung erfordert erhebliche Investitionen und Zeit. Zudem könnten die USA die Zölle auf diese Länder ausweiten, falls sie den Trend bemerken.

3. Nutzung von Freihandelszonen und Lagerstrategien

Chinesische Unternehmen könnten Freihandelszonen (FTZs) oder Zolllager in Drittländern nutzen, um ihre Produkte vorübergehend zu lagern und dann ohne Strafzölle in die USA zu exportieren. In FTZs fallen keine Einfuhrzölle an, solange die Waren nicht in den Binnenmarkt des Gastlandes gelangen.

  • Mechanismus: High-Tech- und Pharmaprodukte werden in eine FTZ in Panama, Singapur oder den Vereinigten Arabischen Emiraten exportiert. Von dort aus werden sie direkt in die USA verschifft, wobei die Ursprungskennzeichnung als chinesisch bleibt, aber durch geschickte Logistik und Verträge die direkte Verbindung zu China verwischt wird.
  • Vorteile: Diese Methode erfordert keine Produktionsverlagerung und nutzt bestehende Handelsinfrastrukturen.
  • Herausforderungen: Die USA könnten strengere Kontrollen einführen, um den tatsächlichen Ursprung der Waren zu überprüfen, insbesondere wenn sie den Verdacht haben, dass FTZs zur Umgehung genutzt werden.

4. Direktinvestitionen in den USA

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass chinesische Unternehmen Produktionsstätten direkt in den USA errichten, um die Zölle vollständig zu vermeiden. Dies würde bedeuten, dass High-Tech- und Pharmaprodukte lokal hergestellt werden und als US-Produkte gelten.

  • Pharma-Beispiel: Ein Unternehmen wie Sinopharm könnte ein Werk in den USA bauen, um Impfstoffe oder Generika vor Ort zu produzieren, möglicherweise in Zusammenarbeit mit einem US-Partner, um regulatorische Hürden zu überwinden.
  • High-Tech-Beispiel: Huawei oder ein anderer Technologieanbieter könnte Komponentenfertigung in die USA verlagern, um den Markt direkt zu bedienen.
  • Vorteile: Neben der Zollvermeidung könnte dies politischen Druck mindern und Arbeitsplätze in den USA schaffen, was der „America First“-Politik entgegenkommt.
  • Herausforderungen: Hohe Investitionskosten, strenge regulatorische Anforderungen (insbesondere in der Pharmaindustrie) und potenzielle politische Ablehnung chinesischer Investitionen durch Institutionen wie das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS).

5. Umschiffung über bestehende Handelsabkommen und Partner

China könnte bestehende Handelsbeziehungen mit Ländern nutzen, die weniger im Fokus der US-Zollpolitik stehen, wie etwa Mitglieder der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) oder Länder mit bilateralen Abkommen mit den USA.

  • Mechanismus: Pharmaprodukte werden nach Thailand exportiert, dort verarbeitet und als thailändische Ware in die USA eingeführt. Ähnlich könnten High-Tech-Komponenten über Malaysia oder Singapur laufen.
  • Vorteile: ASEAN-Länder haben oft niedrigere Produktionskosten und könnten als glaubwürdige Alternative zu direkten Exporten aus China dienen.
  • Herausforderungen: Die USA könnten China vorwerfen, diese Länder als „Strohmänner“ zu nutzen, und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.

6. Anpassung der Lieferkette und Produktklassifizierung

Eine subtilere Methode ist die Anpassung der Lieferkette oder die Umklassifizierung von Produkten, um sie unter weniger stark betroffene Zolltarifnummern (Harmonized System Codes) zu exportieren.

  • Mechanismus: Statt fertige Pharmaprodukte zu exportieren, könnten chinesische Firmen halbfertige Produkte oder Rohstoffe liefern, die in den USA weiterverarbeitet werden. Für High-Tech könnten einzelne Komponenten statt kompletter Geräte exportiert werden, die dann vor Ort zusammengesetzt werden.
  • Vorteile: Halbfertigprodukte fallen oft unter andere, niedrigere Zollsätze, und die Endmontage in den USA könnte lokale Arbeitsplätze schaffen.
  • Herausforderungen: Dies erfordert Koordination mit US-Partnern und könnte die Kostenstruktur verändern.

Fazit und Bewertung

Die oben genannten Strategien bieten chinesischen Unternehmen mehrere Wege, um trotz der neuen Zölle im Jahr 2025 ihre High-Tech- und Pharmaprodukte ohne Strafzölle in die USA zu bringen. Die Nutzung von Drittländern wie Mexiko oder Indien sowie die Verlagerung der Produktion erscheinen als die vielversprechendsten Ansätze, da sie sowohl kurzfristige Flexibilität als auch langfristige Stabilität bieten. Direktinvestitionen in den USA könnten politisch vorteilhaft sein, sind jedoch kapitalintensiv und zeitaufwendig. Freihandelszonen und Lieferkettenanpassungen bieten zusätzliche Optionen, sind aber anfälliger für verschärfte US-Kontrollen.

Die Wahl der Strategie hängt von mehreren Faktoren ab: der Art des Produkts (Pharma vs. High-Tech), den verfügbaren Ressourcen des Unternehmens und der Entwicklung der US-Handelspolitik. Angesichts der dynamischen Natur der Zollpolitik unter einer potenziellen Trump-Administration im Jahr 2025 ist es wahrscheinlich, dass die USA auf diese Umgehungsstrategien reagieren werden, etwa durch erweiterte Zölle auf Drittländer oder strengere Ursprungsregeln. Dennoch bleibt die globale Vernetzung der Lieferketten ein Vorteil für China, der es ermöglicht, trotz protektionistischer Maßnahmen Wege in den US-Markt zu finden. Eine Kombination aus kurzfristigen Re-Exporten und langfristiger Produktionsverlagerung dürfte die effektivste Antwort auf die Zollherausforderung sein.


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