Die Politik von Donald Trump, dem seit Januar 2025 erneut amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten, und Mao Zedong, dem Gründer der Volksrepublik China, scheint auf den ersten Blick kaum vergleichbar. Ein kapitalistischer Geschäftsmann in einer Demokratie und ein kommunistischer Revolutionär in einer autoritären Diktatur könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich Parallelen in ihrem politischen Stil, ihrer Rhetorik und ihren Methoden zur Mobilisierung von Anhängern. Dieser Bericht analysiert diese Gemeinsamkeiten sachlich, stützt sich auf historische Daten, aktuelle Entwicklungen und wissenschaftliche Studien und beleuchtet die Grenzen solcher Vergleiche. Ziel ist ein differenziertes Bild ohne Spekulationen, verfasst im Stil eines objektiven Zeitungsartikels.
Mao Zedong (1893–1976) war der zentrale Akteur in der Gründung der Volksrepublik China 1949 und führte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) bis zu seinem Tod. Geboren in einer Bauernfamilie in Hunan, stieg er durch die Revolution von 1911 und die Gründung der KPCh 1921 zum führenden Revolutionär auf. Seine Politik war geprägt von radikalen Kampagnen wie dem „Großen Sprung nach vorn“ (1958–1962), der laut Historiker Frank Dikötter („Mao’s Great Famine“, 2010) zu einer Hungersnot mit 15 bis 40 Millionen Toten führte, und der „Kulturrevolution“ (1966–1976), die Millionen Menschenleben forderte und China ins Chaos stürzte. Mao war bekannt für seinen Personenkult, seine anti-elitäre Rhetorik und seine Fähigkeit, die Massen zu mobilisieren. Seine Ideologie, der Maoismus, kombinierte Marxismus-Leninismus mit einer Betonung der Rolle der Bauern in der Revolution.
Donald Trump (*1946) ist ein US-amerikanischer Unternehmer, Medienpersönlichkeit und Politiker, der von 2017 bis 2021 und erneut seit Januar 2025 als Präsident der Vereinigten Staaten amtiert. Vor seiner politischen Karriere machte er sich als Immobilienmogul und durch die Reality-TV-Show „The Apprentice“ einen Namen. Seine Politik ist geprägt von einer „America First“-Agenda, protektionistischen Handelsmaßnahmen, einer Ablehnung etablierter Institutionen und einer polarisierenden Rhetorik. Trump positioniert sich als Anti-Establishment-Politiker, der sich gegen politische, kulturelle und wirtschaftliche Eliten wendet und die Plattform X nutzt, um direkt mit seinen Anhängern zu kommunizieren.
Eine der auffälligsten Gemeinsamkeiten zwischen Mao und Trump ist ihre anti-elitäre Rhetorik. Mao stellte sich als Verteidiger der einfachen Bauern und Arbeiter gegen die „bürgerlichen“ und „revisionistischen“ Eliten innerhalb der KPCh und der Gesellschaft dar. Während der Kulturrevolution rief er die Jugend dazu auf, gegen „reaktionäre akademische Autoritäten“ und bürokratische Eliten vorzugehen, was zu massenhaften Säuberungen führte. Historiker Roderick MacFarquhar („Mao’s Last Revolution“, 2006) betont, dass Maos Rhetorik gezielt Misstrauen gegen Intellektuelle und Institutionen schürte, um seine Machtbasis zu stärken. Ähnlich attackiert Trump die „Washingtoner Eliten“, die Mainstream-Medien und akademische Institutionen, die er als korrupt oder abgehoben darstellt. In seiner Antrittsrede 2017 erklärte er: „Wir geben die Macht zurück an das Volk“, ein Echo von Maos Aufrufen, die Macht den Massen zu übergeben. Laut einer Analyse der „Washington Post“ (2018) verwendete Trump Begriffe wie „Sumpf“ („swamp“), um das politische Establishment zu diskreditieren. Beide Politiker nutzen die Ablehnung des Establishments, um sich als Außenstehende zu inszenieren, die die Interessen der „einfachen Leute“ vertreten.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Personenkult. Mao wurde in China als „Großer Steuermann“ verehrt, mit Porträts, Statuen und Abzeichen, die seine Anhänger als Zeichen der Loyalität trugen. Die „Zitatensammlung des Vorsitzenden Mao“ („Mao-Bibel“) wurde während der Kulturrevolution millionenfach verbreitet und täglich studiert. Laut einer Studie von Daniel Leese („Mao Cult“, 2011) war der Personenkult ein zentraler Mechanismus, um Maos Autorität unangreifbar zu machen. Trump hat keinen staatlich organisierten Personenkult, doch seine Anhänger zeigen eine ähnliche Verehrung. Symbole wie MAGA-Hüte („Make America Great Again“) oder goldene Anstecknadeln mit seinem Profil, wie sie etwa von Brendan Carr getragen wurden, erinnern an die Mao-Abzeichen. Ein Bericht von CNN (2020) wies darauf hin, dass chinesische Beobachter Parallelen zwischen Trumps Symbolik und Maos Personenkult ziehen. Auf der X-Plattform wurden 2024 und 2025 Posts veröffentlicht, die Trump als „Retter der Nation“ darstellen, was an die messianische Verehrung Maos erinnert. Dennoch ist der Unterschied entscheidend: Maos Personenkult war staatlich gelenkt, während Trumps Anhängerkult eher organisch entstand.
Beide Politiker nutzen vereinfachende Narrative und klare Feindbilder, um komplexe Probleme zu erklären und ihre Anhänger zu mobilisieren. Mao machte „Imperialisten“, „Kapitalisten“ und „Konterrevolutionäre“ für Chinas Probleme verantwortlich, was in den 1960er Jahren zu einer massiven Hetze gegen vermeintliche Gegner führte. Trump identifiziert „Globalisten“, „liberale Eliten“ und „Fake News“-Medien als Ursache für Amerikas Herausforderungen. Laut einer Studie der Universität Princeton (2019) verstärkte Trumps Rhetorik die gesellschaftliche Polarisierung, indem er einfache Lösungen für komplexe Themen wie Einwanderung oder Handel präsentierte. Diese Strategie ähnelt Maos Herangehensweise, die komplexe sozioökonomische Probleme auf äußere oder innere Feinde reduzierte, um die Massen zu einen.
Mehrere chinesische Intellektuelle, darunter der Politikwissenschaftler Ding Xueliang und die Journalistin Hu Shuli, haben Trumps Politik als „amerikanische Kulturrevolution“ bezeichnet. Maos Kulturrevolution war ein gezielter Angriff auf bestehende Institutionen, bei dem Studenten und „Rote Garden“ gegen Lehrer, Beamte und Parteifunktionäre mobilisiert wurden. Millionen wurden öffentlich gedemütigt, verbannt oder getötet, was zu einem Jahrzehnt des Chaos führte. Trump hat keine vergleichbare Gewalt entfesselt, doch seine Rhetorik und Politik haben Institutionen wie die Justiz, die Medien und wissenschaftliche Einrichtungen in Frage gestellt. Beispielsweise hat die von Trump unterstützte DOGE-Truppe (Department of Government Efficiency) unter der Leitung von Elon Musk seit 2025 Regierungsstellen angegriffen, die als „woke“ betrachtet werden, und Spezialisten entlassen, was laut einem Bericht der „New York Times“ (2025) zu potenziellen Risiken wie einer neuen Pandemie geführt hat. Diese Angriffe auf Institutionen spiegeln Maos Strategie wider, bestehende Strukturen zu destabilisieren, um die eigene Macht zu festigen.
Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Betonung von Loyalität über Kompetenz. Während der Kulturrevolution ersetzte Mao erfahrene Funktionäre durch loyale, aber oft inkompetente Parteisoldaten, was die Wirtschaft und Verwaltung schwer schädigte. Trump hat in seiner ersten Amtszeit und erneut seit 2025 Kabinettsposten mit loyalen Anhängern besetzt, die oft wenig Erfahrung in ihren Ressorts haben. Der republikanische Abgeordnete Troy Nehls brachte dies 2024 auf den Punkt: „Wenn Donald Trump sagt, springt drei Fuß hoch und kratzt euch am Kopf, dann springen wir alle drei Fuß hoch und kratzen uns am Kopf.“ Diese absolute Loyalität erinnert an die blinde Gefolgschaft, die Mao von seinen Anhängern forderte. Laut einer Analyse von „Politico“ (2025) hat Trumps Präferenz für Loyalität über Expertise die Effizienz der Regierung beeinträchtigt, ähnlich wie Maos Säuberungen die Verwaltung Chinas lahmlegten.
Sowohl Mao als auch Trump umgingen traditionelle Institutionen, um direkt mit ihren Anhängern zu kommunizieren. Mao nutzte Massenkundgebungen und die Verbreitung seiner Schriften, um seine Botschaften zu verbreiten. Trump setzte auf die Plattform X, um seine Anhänger direkt anzusprechen, ohne den Filter der Mainstream-Medien. Laut einer Studie der Universität Oxford (2020) verstärkte Trumps Nutzung sozialer Medien die emotionale Bindung seiner Anhänger, indem er direkte, oft provokative Botschaften verbreitete. Diese Methode ähnelt Maos Strategie, durch Massenmobilisierung eine unmittelbare Verbindung zur Bevölkerung aufzubauen. Beide Politiker nutzten diese direkte Kommunikation, um ihre Narrative zu kontrollieren und ihre Machtbasis zu stärken.
Trotz dieser Parallelen gibt es fundamentale Unterschiede. Mao regierte in einem autoritären Einparteiensystem, in dem er nahezu uneingeschränkte Macht hatte. Seine Politik führte zu Millionen Toten und massiven wirtschaftlichen Schäden. Trump operiert in einer Demokratie mit Gewaltenteilung, unabhängigen Medien und einer starken Zivilgesellschaft, was seine Handlungsfreiheit einschränkt. Während Maos Kulturrevolution gezielt Chaos und Gewalt förderte, bleibt Trumps Einfluss innerhalb demokratischer Strukturen begrenzt. Seine Angriffe auf Institutionen, wie die DOGE-Reformen, haben zwar Disruptionspotenzial, erreichen aber nicht die zerstörerische Dimension von Maos Kampagnen. Zudem war Maos Ideologie klar marxistisch, während Trumps Politik von pragmatischem Populismus und wirtschaftlichem Nationalismus geprägt ist.
Die Parallelen zwischen Mao Zedong und Donald Trump liegen in ihrer anti-elitären Rhetorik, ihrem Geschick bei der Massenmobilisierung, ihrer Betonung von Loyalität und ihrer direkten Kommunikation mit Anhängern. Beide haben Institutionen herausgefordert und einfache Narrative genutzt, um komplexe Probleme zu adressieren. Doch die Unterschiede in ihren politischen Systemen, ihren Zielen und den Konsequenzen ihrer Politik sind enorm. Dieser Vergleich zeigt, wie universelle Mechanismen der Machtpolitik in unterschiedlichen Kontexten auftreten können, ohne die tiefgreifenden Unterschiede zwischen einer autoritären Diktatur und einer Demokratie zu verwischen.
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