Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Helmholtz Munich hat erstmals detailliert untersucht, wie sich die räumliche Organisation des Erbguts in frühen Embryonen nach der Befruchtung entwickelt. Die in der Zeitschrift Cell veröffentlichte Studie zeigt, dass Embryonen eine bemerkenswerte Flexibilität bei der Korrektur von Störungen in diesem Prozess aufweisen. Anstatt von einem zentralen Regulator gesteuert zu werden, sorgen mehrere redundante Mechanismen für eine robuste und anpassungsfähige Kernarchitektur.
Nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle wird die DNA im Zellkern umfassend reorganisiert, wobei epigenetische Modifikationen die Genaktivität steuern. Durch gezielte Veränderungen epigenetischer Faktoren in Mausembryonen und den Einsatz moderner molekularbiologischer Techniken konnten die Forschenden mehrere parallele Regulationsmechanismen identifizieren. Überraschend war, dass die Genaktivität nicht immer von der räumlichen Position im Zellkern abhängt, was bisherige Modelle der Kernorganisation infrage stellt.
Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit von Embryonen, Störungen in der Kernorganisation selbst zu korrigieren. Fehler vor der ersten Zellteilung können im zweiten Zellzyklus ausgeglichen werden, gesteuert durch mütterliche epigenetische Signale. Bei deren Fehlfunktion greifen alternative Programme, die eine korrekte Kernorganisation sicherstellen. Diese Flexibilität schützt vor Fehlentwicklungen.
Die Erkenntnisse könnten das Verständnis von Krankheiten wie Progerie oder Krebs fördern, bei denen Störungen der Kernorganisation eine Rolle spielen. Langfristig könnten sie neue Ansätze zur gezielten Beeinflussung epigenetischer Prozesse und zur Verbesserung von Krankheitsverläufen ermöglichen.
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