Eine Creme, die ursprünglich gegen Lippenherpes bei Menschen entwickelt wurde, könnte künftig eine einfache und wirksame Therapie gegen Augeninfektionen bei Katzen darstellen. Forscher der Hebräischen Universität Jerusalem und der University of California in Davis haben in einer Studie gezeigt, dass eine einprozentige Penciclovir-Creme (Handelsname Fenlips®) bei topischer Anwendung am Katzenauge sicher ist, gut vertragen wird und über acht Stunden hinweg antivirale Wirkstoffkonzentrationen aufrechterhält. Dies deutet darauf hin, dass eine zweimal tägliche Applikation ausreichen könnte, um Infektionen durch das feline Herpesvirus Typ 1 (FHV-1) – eine der häufigsten Ursachen für Augenerkrankungen bei Katzen – effektiv zu kontrollieren.
FHV-1 führt bei Katzen häufig zu chronischen Entzündungen, Schmerzen und Sehstörungen. Bisherige antivirale Behandlungen wie oral verabreichtes Famciclovir sind für Tierhalter oft schwierig umzusetzen und weisen bei Katzen eine eingeschränkte Aufnahme auf. Die aktuelle Untersuchung, geleitet von Oren Pe’er vom Ophthalmologie-Department der Koret School of Veterinary Medicine an der Hebräischen Universität, in Zusammenarbeit mit Lionel Sebbag, Ron Ofri und einem Team um Sara Thomasy in Davis, präsentiert eine innovative Umwidmung eines etablierten Humanpräparats für die Veterinärmedizin.
In einer retrospektiven Umfrage unter Katzenbesitzern berichteten die meisten von exzellenter Verträglichkeit und sichtbaren Besserungen: 85 Prozent meldeten keine Nebenwirkungen, und 80 Prozent bewerteten die Behandlung als wirksam oder hoch wirksam. Ergänzende Tests an gesunden Katzen über einen Monat hinweg ergaben keine unerwünschten Reaktionen. Tränentests bestätigten, dass die Penciclovir-Konzentration nach der Applikation länger als acht Stunden über dem Schwellenwert lag, der zur Hemmung des Herpesvirus erforderlich ist.
Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Veterinary Science, bauen auf früheren Arbeiten des Teams auf, die bereits eine Reduktion klinischer Symptome durch Fenlips® nachwiesen. Sie liefern erste Hinweise darauf, dass die Creme eine vielversprechende Alternative für Tierärzte bei FHV-1-bedingten Augenerkrankungen darstellen könnte. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass weitere Studien an größeren Patientengruppen notwendig sind, bevor eine formelle Zulassung für den ophthalmologischen Einsatz bei Katzen erfolgen kann.
Die Studie unterstreicht das Potenzial einer unkomplizierten, rezeptfreien Option, die die Therapietreue von Tierhaltern steigern und das Wohlbefinden betroffener Katzen verbessern könnte. Sie markiert einen Fortschritt in der Repurposing-Strategie, bei der bewährte Humanmedikamente für tiermedizinische Anwendungen adaptiert werden, und könnte die Behandlung einer der häufigsten felinen Augenerkrankungen nachhaltig vereinfachen.
DOI 10.1016/j.rvsc.2025.105909
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