Mikroplastik, also winzige Kunststoffpartikel kleiner als 5 Millimeter (und oft sogar im Nanobereich unter 1 Mikrometer), ist ein allgegenwärtiges Umweltproblem. Es entsteht durch den Zerfall größerer Plastikmengen, Abrieb von Reifen oder Textilien, Kosmetika und Verpackungen. Seit 2022 ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Partikel nicht nur in der Umwelt, sondern auch im menschlichen Körper vorkommen – einschließlich im Blut. Das wirft Fragen zur Gesundheit auf, da Mikroplastik durch den Blutkreislauf Organe erreichen kann. Ich fasse hier den aktuellen Stand zusammen, basierend auf Studien und Berichten bis 2025.
Wie gelangt Mikroplastik ins Blut?
Mikroplastik dringt auf mehreren Wegen in den Körper ein und kann dann in den Blutkreislauf gelangen:
- Ingestion (Aufnahme über Nahrung und Getränke): Studien schätzen, dass ein Mensch wöchentlich bis zu 5 Gramm Mikroplastik aufnimmt – vergleichbar mit dem Gewicht einer Kreditkarte. Quellen sind Meeresfrüchte, Trinkwasser (z. B. aus Plastikflaschen), Salz oder verarbeitete Lebensmittel. Im Darm können kleinere Partikel (Nanoplastik) die Schleimhaut durchdringen und ins Blut übergehen.
- Inhalation (Einatmen): Mikroplastik aus der Luft (z. B. durch synthetische Fasern aus Kleidung oder Staub) wird in der Lunge aufgenommen und kann von dort ins Blut gelangen.
- Hautkontakt: Weniger relevant, da die Haut eine Barriere bildet, aber bei verletzter Haut oder Kosmetika möglich.
Eine Studie der Vrije Universiteit Amsterdam (2022) analysierte Blutproben von 22 gesunden Spendern und fand in 80 % der Fälle Mikroplastik-Partikel. Die Konzentration betrug im Schnitt 1,6 µg pro Milliliter Blut. Häufige Polymere waren Polyethylenterephthalat (PET, aus Flaschen), Polyethylen (PE, aus Verpackungen) und Polystyrol (PS, aus Einwegverpackungen). Die Partikel waren so klein (ab 700 Nanometern), dass sie durch Blutgefäße zirkulieren und Organe wie Leber, Herz oder Gehirn erreichen können.
Neuere Untersuchungen (2024) bestätigen dies: In einer Studie mit 20 Proben wurden sieben verschiedene Polymertypen identifiziert, darunter auch Phthalate (Weichmacher). Die Partikel waren fragmentiert oder faserförmig, mit Größen von 5 bis 3000 Mikrometern. Kontaminationen während der Analyse wurden durch Blanko-Proben minimiert, um Fehlalarme zu vermeiden.
Gesundheitliche Auswirkungen
Die langfristigen Folgen sind noch nicht vollständig erforscht, aber erste Hinweise deuten auf Risiken hin:
- Entzündungen und Gefäßschäden: Forscher der Universität Marburg (2021) zeigten in Zellkulturen und Mäusen, dass Mikroplastik Entzündungsreaktionen in Blutgefäßen auslöst. Es aktiviert Immunzellen, die sich an Gefäßwänden festsetzen und Proteine freisetzen, was zu Atherosklerose (Arterienverkalkung) führen kann – ähnlich wie Rauchen oder Bluthochdruck. In Mäusen reicherte sich Mikroplastik in der Leber an und verursachte akute Entzündungen.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Eine Studie aus 2024 fand Mikroplastik in Blutgerinnseln aus Herz, Gehirn und Beinen. Es könnte die Gerinnung beeinflussen und das Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel), Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöhen. Eine weitere Arbeit (2024) assoziiert höhere Mikroplastik-Konzentrationen mit veränderten Gerinnungsparametern im Blut.
- Neurologische Effekte: Nanoplastik kann die Blut-Hirn-Schranke passieren und zu Thrombosen im Gehirn führen, was Verhaltensänderungen oder Neurotoxizität verursacht. Es wird mit Hormonstörungen (Endokrine Disruptoren), Krebsrisiken und Immunschwächen in Verbindung gebracht.
- Weitere Organe: Mikroplastik wurde auch in Plazenta, Hoden, Lunge und Darm gefunden. Bei Babys (z. B. durch Plastikfläschchen) ist die Belastung höher, was Entwicklungsstörungen begünstigen könnte.
Bis 2025 warnen Berichte (z. B. WWF und Universität Birmingham), dass chronische Exposition zu Fettleibigkeit, Diabetes oder Krebs beitragen könnte, da Partikel Schadstoffe wie Schwermetalle binden und transportieren. Allerdings fehlen Langzeitstudien am Menschen; viele Erkenntnisse stammen aus Tiermodellen.
Aktuelle Entwicklungen (Stand 2025)
- Prominente wie Orlando Bloom haben teure Blutreinigungen (ca. 10.000–11.000 Euro) in Anspruch genommen, um Mikroplastik zu entfernen. Wissenschaftlich ist das jedoch fragwürdig: Eine Studie (2023) zeigt, dass Dialyse-Geräte selbst Plastikpartikel freisetzen könnten, was die Kontamination sogar erhöht.
- Auf X (ehemals Twitter) wird das Thema lebhaft diskutiert, z. B. in Posts über Funde in Blutgerinnseln: Ein Nutzer teilte 2024 einen Artikel zu Mikroplastik in Herz-, Hirn- und Beingerinnseln und warnte vor den Konsequenzen.
- Neue Analysemethoden (z. B. Pyrolysis-GC/MS oder μFTIR) verbessern die Nachweisbarkeit, was zu mehr Studien führt.
Was kann man tun?
Vollständig vermeiden ist unmöglich, aber die Exposition reduzieren:
- Weniger Plastikverpackungen nutzen: Glas- oder Edelstahlbehälter statt Plastikflaschen.
- Synthetische Kleidung meiden: Natürliche Fasern wie Baumwolle wählen, um Fasernfreisetzung zu mindern.
- Lebensmittel filtern: Grobe Filter für Wasser oder Luftreiniger einsetzen.
- Politik fordern: EU und UN drängen auf Reduktion von Mikroplastik in Produkten (z. B. Verbot in Kosmetika).
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