Kunstfehler in der Labormedizin sind ein ernstzunehmendes Problem, das weitreichende Folgen für Patienten haben kann. Laut einer Studie des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) aus dem Jahr 2022 ereignen sich etwa 62% aller Fehler im diagnostischen Prozess bereits in der präanalytischen Phase, also bevor die Probe überhaupt im Labor ankommt[1]. Dies unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Probenentnahme und -handhabung.
Ein häufiger Grund für Kunstfehler in der Labormedizin ist mangelnde Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten. Dr. Maria Kletecka-Pulker, Juristin und Geschäftsführerin des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin an der Universität Wien, betont, dass unzureichende Aufklärung der Patienten über mögliche Risiken und Nebenwirkungen von Untersuchungen ein großes Problem darstellt[5]. Dies kann zu falschen Erwartungen und Missverständnissen führen.
Organisatorische Mängel spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. In einer Analyse von 600 Behandlungsfehlervorwürfen zeigte sich, dass in 13% der Fälle die behandelnde Einrichtung mit der speziellen Problematik überfordert war[6]. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer angemessenen Spezialisierung und Ressourcenausstattung in medizinischen Einrichtungen.
Dr. Stefan Gronemeyer, Geschäftsführer des MDS, weist darauf hin, dass sogenannte „Never Events“ wie Patienten- und Seitenverwechslungen, Medikationsfehler oder zurückgebliebene Fremdkörper nach Operationen besonders schwerwiegend sind und verpflichtend gemeldet, analysiert und für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen genutzt werden sollten[8].
Um Kunstfehler in der Labormedizin zu reduzieren, empfehlen Experten die Einführung standardisierter Verfahren für alle Arten von Befunden sowie ein doppeltes System zur Rückverfolgung von Befunden[7]. Kontinuierliche Schulungen und Simulationstrainings für medizinisches Personal sind ebenfalls wichtig, um auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu bleiben und Fehler zu vermeiden[2].
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Behandlungsfehlerstatistik der Bundesärztekammer für das Jahr 2021 einen Rückgang der Anträge auf Untersuchung möglicher Behandlungsfehler um 12% im Vergleich zum Vorjahr[9]. Dies deutet darauf hin, dass die Bemühungen zur Verbesserung der Patientensicherheit Wirkung zeigen, auch wenn jeder Fehler einer zu viel ist.
Quellen:
[1] Fehlervermeidung bei der Laboranalytik beginnt beim Patienten https://www.laborpraxis.vogel.de/fehlervermeidung-bei-der-laboranalytik-beginnt-beim-patienten-a-404307/
[2] Behandlungsfehler: Ursachen & Folgen – StudySmarter https://www.studysmarter.de/ausbildung/ausbildung-in-der-medizin/notfallsanitaeter-ausbildung/behandlungsfehler/
[3] [PDF] Behandlungsfehler-Begutachtung – Medizinischer Dienst Bund https://md-bund.de/fileadmin/dokumente/Pressemitteilungen/2023/2023_08_17/PK_BHF_2022_Komplette_Pressemappe.pdf
[4] Behandlungsfehler – was tun bei Ärztepfusch? – praktischArzt https://www.praktischarzt.de/ratgeber/behandlungsfehler/
[5] Kunstfehler in der Medizin | DO | 25 01 2024 | 13:00 – oe1.ORF.at https://oe1.orf.at/programm/20240125/746839/Kunstfehler-in-der-Medizin
[6] [PDF] Medizinische Behandlungsfehler – RKI https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3154/24d1rmXbF2ZqM_68.pdf?isAllowed=y&sequence=1
[7] Laborbefunde II – Jeder Fehler zaehlt https://jeder-fehler-zaehlt.de/tipps-zur-fehlervermeidung/laborbefunde-ii/
[8] [PDF] Behandlungsfehler-Begutachtung – Jahresstatistik 2020 https://md-bund.de/fileadmin/dokumente/Pressemitteilungen/2021/2021_10_12/Pressemappe_komplett.pdf
[9] Behandlungsfehler: Selten – trotz des hohen Drucks https://www.aerzteblatt.de/archiv/228530/Behandlungsfehler-Selten-trotz-des-hohen-Drucks
[10] Archiv – Peter Spork https://www.peter-spork.de/75-0-Archiv.html
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