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Jens Spahn: Vetternwirtschaft, Milliardenverschwendung und der Burda-Deal

Die Corona-Maskenaffäre um den ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bleibt ein Mahnmal für Vetternwirtschaft und fehlende Transparenz in der deutschen Politik. Im Zentrum steht ein dubioser Deal mit dem Medienkonzern Hubert Burda Media, bei dem Spahns Ehemann Daniel Funke als Lobbyist und Büroleiter tätig war. Während das Land in der Pandemie um Schutzmasken rang, floss Steuergeld in sechsstelligen Summen an ein Unternehmen mit engen familiären Verbindungen zu Spahn. Dieser Skandal, der sich in eine breitere Kette von Interessenkonflikten und Milliardenkosten verwebt, wirft ein schonungsloses Licht auf die Machenschaften in der CDU und die mangelnde Aufarbeitung der Corona-Beschaffung.

Der Kern des Burda-Deals datiert auf April 2020, die Hochphase der ersten Corona-Welle. Das Bundesgesundheitsministerium unter Spahns Leitung bestellte damals 570.000 FFP2-Masken bei der Burda GmbH, einem Tochterunternehmen des Konzerns, für rund 909.000 Euro. Die Lieferung erfolgte als sogenannte Direktbeschaffung – ohne Ausschreibung, was in der Krise zwar üblich, aber anfällig für Missbrauch war. Burda hatte die Masken über eine Beteiligungsgesellschaft in Singapur beschafft und die Kosten im Voraus gestellt, bevor das Ministerium zahlte. Der Stückpreis von etwa 1,73 US-Dollar pro Maske lag marktüblich, doch die Verquickung mit Spahns Privatleben macht den Vorgang brisant. Daniel Funke leitete zu dieser Zeit die Berliner Repräsentanz von Burda und agierte als Lobbyist für den Konzern, der Magazine wie Focus und Bunte verlegt. Kritiker sehen hier einen klaren Interessenkonflikt: Ein Minister vergibt Aufträge an den Arbeitgeber seines Partners, ohne dass Funke offiziell involviert gewesen sein soll.

Diese familiäre Nähe nährt den Verdacht auf Vetternwirtschaft. Funke, der seit 2009 für Burda arbeitete und bis Januar 2024 das Hauptstadtbüro leitete, nutzte seine Position, um Kontakte zu pflegen – darunter auch zu politischen Kreisen. Recherchen zeigen, dass Funke im Frühjahr 2020 nicht nur bei Burda, sondern auch privat mindestens sechs Angebote für Millionen FFP2-Masken an das Ministerium vermittelte, wie Chatverläufe belegen. Obwohl keine Provisionen an Funke flossen, öffneten solche Kontakte Türen für Händler in einer Zeit, in der das Ministerium unter enormem Druck stand. Burda betonte, der Deal sei ein reines Hilfsangebot gewesen, ohne Gewinnabsicht, und Funke nicht informiert. Doch der CEO Paul-Bernhard Kallen wandte sich direkt an Spahn, was die Nähe unterstreicht. Transparency International Deutschland warnte früh vor solchen Verflechtungen, die den Anschein von Korruption erwecken und das Vertrauen in die Politik untergraben.

Der Burda-Deal ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Musters in Spahns Maskenpolitik. Das Ministerium kaufte 2020 insgesamt 5,8 Milliarden Masken für 5,9 Milliarden Euro – ein Volumen, das nun in Hunderten Klagen mündet. Gerichte wie das OLG Köln urteilten, dass Teile der Beschaffung illegal waren, mit Streitwerten von 2,3 Milliarden Euro. Ein Gutachten der Sonderbeauftragten Margaretha Sudhof belastet Spahn schwer: Es zeigt, dass er persönlich in umstrittene Entscheidungen eingebunden war, etwa bei Deals mit der Schweizer Firma Emix für 750 Millionen Euro, wo Lobbyisten wie Andrea Tandler den Kontakt herstellten. Schwärzungen im Bericht, die erst durch Medien wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung aufgedeckt wurden, dienten offenbar dem Schutz Spahns. Die Opposition fordert einen Untersuchungsausschuss, doch CDU-nahe Kreise blockieren Aufklärung, wie Julia Klöckner als Wirtschaftsausschuss-Vorsitzende.

Diese Verbindungen zu Maskenhändlern reichen weiter: Spahn holte Berater von Ernst & Young (EY) ins Haus, die für fast 50 Millionen Euro Honorare kassierten, obwohl das Unternehmen in Skandale wie Wirecard verwickelt war. Andere CDU/CSU-Politiker wie Georg Nüßlein oder Alfred Sauter strichen Provisionen ein, was die Affäre zu einem CDU-Systemskandal macht. Burda, als Medienhaus, profitiert indirekt von seiner Nähe zur Politik: Der Konzern, der auch WEF-Young-Global-Leader wie Spahn rekrutiert, formt die öffentliche Meinung – etwa durch Berichterstattung in Focus, die Spahns Politik oft wohlwollend darstellte.

Die Konsequenzen sind verheerend: Milliarden Steuergelder verschwendet, Händler bereichert, während Kliniken und Bürger litten. Spahn, nun CDU-Fraktionschef, wehrt sich gegen Vorwürfe, doch die Sudhof-Berichte und Gerichtsurteile sprechen eine klare Sprache. Die Maskenaffäre offenbart, wie politische Netzwerke – von Burda bis zu internationalen Händlern – in Krisen florieren, während Transparenz fehlt. Ohne unabhängige Untersuchung droht der Skandal, als Normalität abgetan zu werden, was die Demokratie weiter schwächt. Jens Spahn und seine Verbindungen zu Burda und Maskenhändlern fordern eine schonungslose Aufarbeitung – für alle Betroffenen.


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