Wissenschaftler der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) haben in einer Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Science“, nachgewiesen, dass für die überwiegende Mehrheit potenziell umweltschädlicher Chemikalien keine Messwerte aus Gewässern vorliegen. Von knapp 300.000 Chemikalien, die von der US-Umweltbehörde EPA als umweltrelevant eingestuft werden, existieren für weniger als ein Prozent Daten aus der Gewässerüberwachung. Zudem wirken einige Substanzen in Konzentrationen, die mit gängigen Methoden nicht nachweisbar sind, was die Risikobeurteilung erschwert.

Die Forscher analysierten eine umfangreiche US-Datenbank mit über 64 Millionen Messwerten von 1958 bis 2019 für rund 1.900 Chemikalien. In den 1970er Jahren überschritten vor allem Schwermetalle wie Kupfer oder Blei häufig die Schwellenwerte für Giftigkeit gegenüber Wasserorganismen. Durch Einleitungskontrollen sank deren Konzentration. Seit den 2000er Jahren verteilen sich Überschreitungen auf mehr organische Chemikalien wie Arzneimittel oder Pestizide, doch viele Messungen wurden eingestellt, was die Risikobeurteilung einschränkt.
Besonders problematisch sind Insektizide wie Pyrethroide, deren Nachweisgrenzen oft oberhalb der Schwellenwerte für ökologische Schäden liegen. Solche Substanzen können Gewässer schädigen, ohne erfasst zu werden. Die Studie zeigt, dass mangelhaftes Monitoring die Risikowahrnehmung verzerrt, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Die Autoren fordern groß angelegte Datenanalysen, um gezielte Überwachungsstrategien für die steigende Zahl eingesetzter Chemikalien zu entwickeln.
Originalpublikation:
Bub, S., Petschick, L.L., Stehle, S., Wolfram, J., Schulz, R. (2025): Limitations of chemical monitoring hinder aquatic risk evaluations on the macroscale. Science, https://doi.org/10.1126/science.adn5356
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