Schwedische Forscher testen ein 250 Jahre altes Medikament an Patienten mit einer der tödlichsten Krebsarten der Welt.
Ein erstmals im 18. Jahrhundert verschriebenes Herzmedikament wird nun auf seine potenzielle Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs getestet – eine der aggressivsten und tödlichsten Krebsarten. Forscher der Universität Skövde haben in Zusammenarbeit mit dem Skaraborg-Krankenhaus eine klinische Studie gestartet, um die Wirkung von Digitoxin zu untersuchen, einem bekannten Herzmedikament, das ursprünglich aus der Pflanze Digitalis purpurea gewonnen wird.
„Digitoxin ist ein bekanntes und zugelassenes Medikament, was bedeutet, dass die Entwicklung neuer Krebsbehandlungen sowohl schneller als auch kostengünstiger werden könnte“, sagt Heléne Lindholm, Biowissenschaftlerin an der Universität Skövde. „Wir haben im Labor vielversprechende Ergebnisse gesehen, also gehen wir jetzt den nächsten Schritt – wir testen es in einer klinischen Studie.“
Neue Hoffnung gegen einen tödlichen Krebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten. Weniger als fünf Prozent der Patienten überleben länger als fünf Jahre nach der Diagnose. Laborstudien haben gezeigt, dass Digitoxin den Stoffwechsel von Krebszellen stört, den Kalziumhaushalt beeinflusst und in einigen Fällen dazu führt, dass Zellen sich nicht mehr teilen oder absterben.
Die Reaktion darauf ist jedoch bei verschiedenen Pankreaskrebszelltypen sehr unterschiedlich.
„Bauchspeicheldrüsenkrebs ist extrem heterogen – zwei Patienten können die gleiche Diagnose, aber völlig unterschiedliche Tumoren haben“, erklärt Lindholm. „Deshalb ist es so schwer, eine Behandlung zu finden, die bei allen wirkt. Unser Ziel ist es zu verstehen, warum manche Tumoren besser darauf reagieren als andere.“
Um diese Unterschiede widerzuspiegeln, verwendet das Forschungsteam fünf verschiedene Pankreaskrebszelllinien und vergleicht ihre Reaktionen auf Digitoxin. Ziel ist es, Biomarker zu identifizieren, die vorhersagen lassen, welche Patienten am wahrscheinlichsten davon profitieren, und so den Weg für eine individuellere Behandlung zu ebnen.
Vom Labortisch ans Krankenbett
Die klinische Studie wird zusammen mit dem Onkologen Johan Haux am Skaraborg-Krankenhaus durchgeführt, der als Erster vorschlug, Digitoxin gegen Krebs zu testen.
In dieser ersten Phase wollen die Forscher die optimale Dosierung bestimmen, die Patientensicherheit gewährleisten und bestätigen, dass die im Labor identifizierten Biomarker auch für menschliche Patienten relevant sind.
Bei Erfolg könnte Digitoxin eine neue Behandlungsoption für Patienten werden, für die derzeit nur sehr begrenzte Alternativen zur Verfügung stehen.
https://doi.org/10.1054/mehy.1999.0985
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