Die hochpathogene Vogelgrippe H5N1 hat erstmals die Antarktis erreicht und sorgt dort für erhebliche Verluste unter Wildtieren. Das Virus, das ursprünglich in Asien zirkulierte und sich in den letzten Jahren weltweit ausgebreitet hat, wurde im Februar 2024 erstmals auf dem antarktischen Festland nachgewiesen. Forschende gehen davon aus, dass Zugvögel aus Südamerika das Virus eingeschleppt haben. Die betroffenen Tierarten, darunter verschiedene Seevögel und Robben, zeigen meist schwere neurologische und respiratorische Symptome. Die Mortalitätsraten sind hoch, da die Tiere keine Immunität gegen den Erreger besitzen.
In den vergangenen Monaten wurden in mehreren antarktischen Forschungsstationen und an verschiedenen Küstenabschnitten vermehrt tote oder schwer erkrankte Tiere gefunden. Besonders betroffen sind Kolonien von Braunen Skuas, Eissturmvögeln und Albatrossen, aber auch bei Robbenarten wie Krabbenfresser- und Seeleopardenrobben wurde das Virus nachgewiesen. Die Ausbreitung erfolgt schnell, da viele Vogelarten in großen Gruppen brüten und sich das Virus so effizient verbreiten kann. Die geringe Fortpflanzungsrate vieler antarktischer Arten verschärft die Situation, da Verluste in den Populationen nur langsam ausgeglichen werden können.
Die ökologische Bedeutung der Antarktis als Rückzugsraum für viele bedrohte Arten wird durch das Auftreten von H5N1 massiv beeinträchtigt. Das Virus könnte ganze Kolonien auslöschen und damit das Gleichgewicht des empfindlichen Ökosystems stören. Die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf die Vogelwelt: Auch Meeressäuger sind betroffen, und in anderen Regionen der Welt wurden bereits Infektionen bei Landraubtieren wie Füchsen und Bären dokumentiert. Die Übertragung auf verschiedene Säugetierarten erhöht das Risiko, dass das Virus sich weiter an neue Wirte anpasst.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachten die Entwicklung mit Sorge. Die genetische Analyse der in der Antarktis gefundenen Virusstämme zeigt, dass es sich um eine Variante handelt, die bereits in Südamerika für Massensterben bei Wildvögeln verantwortlich war. In Südgeorgien und auf den Falklandinseln wurden ähnliche Ausbrüche registriert. Die globale Ausbreitung von H5N1 hat in den letzten Jahren zu erheblichen Verlusten bei Wildvögeln und Geflügel geführt, mit Auswirkungen auf die Biodiversität und die Lebensgrundlagen vieler Menschen.
Ein weiteres Problem ist das zoonotische Potenzial des Virus. In mehreren Ländern wurden Infektionen bei Menschen nachgewiesen, meist nach engem Kontakt mit infizierten Tieren. In den USA gab es 2024 erstmals einen Todesfall nach einer Infektion mit H5N1, die von Milchkühen ausging. Auch in Europa und Asien werden immer wieder einzelne Fälle gemeldet. Die Tatsache, dass das Virus inzwischen zahlreiche Säugetierarten infizieren kann, erhöht das Risiko, dass es sich an den Menschen anpasst und möglicherweise effizient von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
Internationale Organisationen und Forschungsverbünde haben ihre Überwachungs- und Schutzmaßnahmen verstärkt. In der Antarktis werden Proben gesammelt und die Ausbreitung des Virus genau dokumentiert. In Australien und Neuseeland laufen Vorbereitungen, um eine mögliche Einschleppung des Virus zu verhindern. Weltweit werden Impfprogramme für Nutzgeflügel und besonders gefährdete Wildvogelarten geprüft und ausgeweitet.
Die Ausbreitung von H5N1 in der Antarktis zeigt, wie eng die Gesundheit von Wildtieren, Nutztieren und Menschen miteinander verbunden ist. Die globale Dimension des Problems erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Ländern und Fachdisziplinen. Die Entwicklung in der Antarktis wird als Warnsignal verstanden, dass neue Infektionskrankheiten auch die entlegensten Regionen der Erde erreichen können – mit weitreichenden Folgen für Ökosysteme und Gesellschaften weltweit.
Entdecke mehr von LabNews
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
