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FDA genehmigt Novartis‘ BTK-Inhibitor Remibrutinib zur Behandlung chronischer Nesselsucht

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat den BTK-Inhibitor Remibrutinib von Novartis für die Behandlung von Erwachsenen mit chronischer spontaner Urticaria (CSU), auch bekannt als chronische Nesselsucht, zugelassen. Das Medikament wird unter dem Markennamen Rhapsido vermarktet und stellt die erste orale, zielgerichtete BTK-Therapie (Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor) für diese Indikation dar. Es ist das zweite zugelassene Medikament speziell für CSU in den USA und bietet eine Alternative zu Injektionspräparaten wie Omalizumab.

Hintergrund und Wirkmechanismus

Chronische spontane Urticaria betrifft schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen in den USA und mehr als die Hälfte der Betroffenen bleiben trotz erhöhter Dosen von H1-Antihistaminika symptomatisch. Die Erkrankung führt zu juckreizenden Quaddeln, Schwellungen und erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Remibrutinib, ein hochselektiver, oraler BTK-Inhibitor, blockiert die BTK-Signalkaskade und verhindert so die Freisetzung von Histamin sowie entzündungsfördernden Mediatoren, die für die Symptome verantwortlich sind. Das Medikament wird zweimal täglich als Tablette eingenommen und erfordert keine Injektionen oder routinemäßige Laborüberwachung.

Die Zulassung basiert auf den Phase-III-Studien REMIX-1 und REMIX-2, die positive Topline-Ergebnisse lieferten. In diesen multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten Untersuchungen mit über 500 Patienten zeigte Remibrutinib (25 mg zweimal täglich) eine schnelle Symptomkontrolle: Signifikante Verbesserungen des wöchentlichen Urticaria-Aktivitäts-Scores (UAS7) traten bereits in der zweiten Woche ein und hielten bis zur 52. Woche an. Die Studien umfassten Patienten, deren Symptome trotz H1-Antihistaminika unkontrolliert waren.

Wirksamkeit und Sicherheitsprofil

„Remibrutinib repräsentiert einen neuen Ansatz zur Behandlung von CSU. Durch die Blockade der BTK-Aktivität stoppt es einen zentralen Weg der Immunreaktion in der Erkrankung“, betonte Mark Lebwohl, MD, Dean für klinische Therapeutika an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai und Mitglied des Steering Committees der REMIX-Studien. Langzeitdaten bestätigen eine anhaltende Wirksamkeit bis zu einem Jahr, mit einer Reduktion der UAS7-Scores um bis zu 20 Punkte im Vergleich zu Placebo. Zudem sank der Bedarf an Rettungsmedikamenten und die Lebensqualität verbesserte sich messbar.

Das Sicherheitsprofil war günstig und vergleichbar mit Placebo: Häufige Nebenwirkungen umfassten Infektionen und Kopfschmerzen, ohne Hinweise auf schwere kardiovaskuläre Ereignisse, Lebertoxizität oder andere BTK-assoziierte Risiken. „Es ist eine sichere, orale Option, die wir zuvor nicht hatten – wirksam, schnell wirkend und langlebig“, so Lebwohl.

Patientenvertreter begrüßten die Zulassung: Lynda Mitchell von der Allergy & Asthma Network hob hervor, dass viele Betroffene sich von bestehenden Therapien unterversorgt fühlen und von einer bequemen oralen Alternative profitieren könnten.

Markteinführung und Ausblick

Novartis plant die Markteinführung von Rhapsido in den USA in den kommenden Monaten. Das Unternehmen reicht derzeit Zulassungsanträge bei Behörden in Europa, Japan und China ein. Remibrutinib wird zudem in klinischen Studien für weitere immunvermittelte Erkrankungen untersucht, darunter chronische induzierbare Urticaria, Nahrungsmittelallergien, Hidradenitis suppurativa und Multiple Sklerose. „Mit Rhapsido erweitern wir unser Immunologie-Portfolio und adressieren ungedeckte Bedürfnisse in der Dermatologie“, erklärte Shreeram Aradhye, Präsident Global Drug Development und Chief Medical Officer bei Novartis.

Die Zulassung markiert den ersten BTK-Inhibitor für eine nicht-onkologische, immunvermittelte dermatologische Erkrankung und könnte die Behandlungslandschaft für CSU revolutionieren, die seit einem Jahrzehnt auf neue Optionen wartete.

Methodik der Studien

Die REMIX-Studien (NCT05030311 und NCT05032157) waren randomisierte, placebokontrollierte Phase-III-Trials, veröffentlicht im New England Journal of Medicine. Primäre Endpunkte waren die Veränderung des UAS7 nach 12 und 24 Wochen; sekundäre umfassten langfristige Sicherheit bis Woche 52.

Quellen: FDA-Ankündigung via Novartis Pressemitteilung, HCPLive, Dermatology Times, GlobeNewswire.


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