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Exklusiv: Liste der unwiederbringlichen Verluste am Weizmann-Institut – Zerstörte Forschungsprojekte nach iranischem Raketenangriff

Der iranische Raketenangriff am 15. Juni 2025 hat das renommierte Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot schwer getroffen. Zwei ballistische Raketen zerstörten zwei zentrale Gebäude – ein Lebenswissenschaftsgebäude und ein noch im Bau befindliches Chemielabor – und beschädigten Dutzende weitere. Etwa 45 Labore wurden vollständig oder teilweise zerstört, was einen der schwerwiegendsten Rückschläge für die israelische Wissenschaft darstellt. Neben dem finanziellen Schaden, der auf 500 bis 570 Millionen US-Dollar geschätzt wird, sind die Verluste an wissenschaftlichem Wissen und jahrzehntelanger Forschungsarbeit unermesslich. Dieser Bericht beleuchtet die unwiederbringlich zerstörten Forschungsprojekte und ihre Bedeutung für die globale Wissenschaft.

Hintergrund des Angriffs

Der Angriff wird als Vergeltung für israelische Operationen gegen iranische Nuklearwissenschaftler und Einrichtungen interpretiert, insbesondere im Rahmen der „Operation Rising Lion“ vom 13. Juni 2025. Das Weizmann-Institut, 1934 von Chaim Weizmann gegründet, gilt als eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen für Natur- und Exaktwissenschaften. Es beherbergt etwa 2.500 Wissenschaftler, Studenten und Mitarbeiter, die in Bereichen wie Krebsforschung, regenerative Medizin, Neurowissenschaften und KI forschen. Die gezielte Zerstörung des Instituts wird von Experten als Angriff auf Israels wissenschaftliche und technologische Überlegenheit betrachtet.

Zerstörte Forschungsprojekte: Ein detaillierter Überblick

Die folgenden Projekte wurden laut Berichten von Wissenschaftlern und Institutsvertretern als unwiederbringlich verloren bestätigt. Die Liste basiert auf Aussagen von betroffenen Forschern und ersten Schadensberichten.

1. Herzregenerationsforschung von Prof. Eldad Tzahor

  • Forschungsfeld: Regenerative Medizin, speziell Herzbiologie und die Regeneration von Herzgewebe bei Erwachsenen.
  • Beschreibung: Prof. Tzahors Labor war weltweit führend in der Erforschung von Mechanismen zur Regeneration von Herzmuskelzellen, mit dem Ziel, neue Therapien für Herzkrankheiten zu entwickeln. Die Sammlung umfasste Tausende von Herzgewebeproben von Tieren und Menschen, maßgeschneiderte Antikörper, RNA- und DNA-Proben sowie speziell entwickelte Viren für die Genforschung.
  • Verluste: Das gesamte Labor wurde durch einen direkten Treffer zerstört. Die jahrzehntelange Sammlung von Gewebeproben, die teilweise einzigartig war, ist verloren. Laut Tzahor ist es unmöglich, diese Proben zu ersetzen, da sie auf langjähriger Expertise und spezifischen Experimenten basierten. Die Forschung ist um mindestens ein Jahr zurückgeworfen, für einige Projekte bedeutet dies einen völligen Neustart.
  • Bedeutung: Die Arbeit hätte potenziell Millionen von Herzpatienten weltweit zugutekommen können. Tzahor betonte: „Wir arbeiten an Regeneration – jetzt müssen wir unser eigenes Labor regenerieren.“

2. Entwicklungsneurobiologie von Prof. Oren Schuldiner

  • Forschungsfeld: Entwicklungsneurobiologie, Erforschung der Gehirnentwicklung und neuropsychiatrischer Erkrankungen wie Autismus, Schizophrenie und ADHS.
  • Beschreibung: Schuldiners Labor untersuchte die Prozesse der Gehirnentwicklung und wie Störungen in diesen Prozessen zu neuropsychiatrischen Erkrankungen führen. Es war eines von 15 Laboren, die durch europäische ERC-Forschungsförderungen unterstützt wurden. Die Forschung basierte auf einzigartigen biologischen Modellen und Langzeitexperimenten.
  • Verluste: Das Labor wurde vollständig zerstört, einschließlich aller biologischen Proben, Datenarchive und spezieller Geräte. Schuldiner schätzt den Wiederaufbau auf 1,5 bis 2 Millionen Euro, doch der Verlust der experimentellen Daten und Proben ist irreparabel.
  • Bedeutung: Die Forschung hatte das Potenzial, neue Erkenntnisse über die Entstehung von neuropsychiatrischen Erkrankungen zu liefern und präventive oder therapeutische Ansätze zu entwickeln.

3. Krebsforschung und Biomarker-Studien

  • Forschungsfeld: Onkologie, speziell Krebsbiomarker, Anti-Krebs-Impfstoffe und personalisierte Medizin.
  • Beschreibung: Mehrere Labore, darunter das eines anonymen Krebsforschers aus der Fakultät für Biologie, konzentrierten sich auf die Identifizierung von Krebsbiomarkern und die Entwicklung von Anti-Krebs-Therapien. Ein Labor, bestehend aus 12 Wissenschaftlern, arbeitete an AI-basierter personalisierter Medizin, um individuelle Krebstherapien zu entwickeln.
  • Verluste: Ein direkter Treffer zerstörte die Labore, einschließlich Jahrzehnte alter Zelllinien, Krebsproben und experimenteller Daten. Die Proben, die teilweise aus Krankenhäusern stammten, waren einzigartig und dokumentierten die Krankheitsgeschichte von Patienten. Laut Prof. Alon Chen, Präsident des Instituts, ist der Verlust dieser Proben „eine Katastrophe für die Krebsforschung“.
  • Bedeutung: Die Forschung war entscheidend für die Entwicklung neuer Krebstherapien und Diagnoseverfahren, die weltweit hätten eingesetzt werden können.

4. Alterungsforschung von Prof. Valery Krizhanovsky

  • Forschungsfeld: Biomedizin, Alterungsprozesse und altersbedingte Krankheiten.
  • Beschreibung: Krizhanovskys Labor untersuchte die biologischen Mechanismen des Alterns und deren Zusammenhang mit Krankheiten wie Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschung stützte sich auf spezialisierte Geräte und biologische Proben, die über Jahre gesammelt wurden.
  • Verluste: Das dreistöckige Gebäude, in dem das Labor untergebracht war, wurde vollständig zerstört. Nach dem Stromausfall tauten gefrorene Proben auf, was sie unbrauchbar machte. Krizhanovsky betonte, dass die Forschung „für die gesamte Menschheit“ von Nutzen war, da Alterungsprozesse universell sind.
  • Bedeutung: Die Arbeit hätte zu Durchbrüchen in der Prävention und Behandlung altersbedingter Krankheiten führen können.

5. Geochemie und Planetarische Wissenschaften

  • Forschungsfeld: Geochemie, Planetarische Wissenschaften und Umweltwissenschaften.
  • Beschreibung: Das Gebäude für Planetarische Wissenschaften beherbergte Labore, die geochemische Analysen und Forschung zu Umweltveränderungen durchführten. Obwohl es keinen direkten Treffer erlitt, wurde es durch die Druckwelle schwer beschädigt.
  • Verluste: Die Labore wurden funktionsunfähig, und viele empfindliche Geräte sowie Proben wurden zerstört. Laut Prof. Milko van der Boom, Dekan der chemischen Fakultät, ist der Wiederaufbau der Infrastruktur eine enorme Herausforderung.
  • Bedeutung: Diese Forschung war entscheidend für das Verständnis von Umweltveränderungen und geologischen Prozessen, mit Anwendungen in der Klimaforschung.

6. Computergestütztes Proteindesign von Prof. Sarel Fleishman

  • Forschungsfeld: Biochemie, computergestütztes Proteindesign für medizinische Anwendungen.
  • Beschreibung: Fleishmans Labor entwickelte computergestützte Methoden zur Gestaltung von Proteinen, die in der Arzneimittelforschung und Krebsdiagnostik eingesetzt werden konnten. Die Forschung basierte auf jahrelang entwickelten biologischen Materialien.
  • Verluste: Obwohl das Labor selbst nur geringe Schäden erlitt, wurden benachbarte Labore zerstört, deren Materialien für Fleishmans Arbeit essenziell waren. Viele biologische Proben, die „Generationen von Studenten“ erarbeitet hatten, sind verloren.
  • Bedeutung: Die Forschung hatte das Potenzial, neue Medikamente und diagnostische Verfahren zu revolutionieren.

Weitere Verluste und Auswirkungen

Neben den genannten Projekten wurden auch gemeinschaftlich genutzte Infrastrukturen zerstört, darunter hochpräzise Geräte wie Spektrometer und Mikroskope, die für viele Labore zentral waren. Dr. Tslil Ast betonte, dass diese Geräte oft zu teuer für einzelne Labore sind und ihr Verlust die gesamte Forschung am Institut beeinträchtigt.

Etwa 15 von der Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderte Projekte wurden unterbrochen, was die internationale Dimension der Katastrophe unterstreicht. Die betroffenen Wissenschaftler stehen vor der Herausforderung, ihre Arbeit an anderen Standorten fortzusetzen, doch viele Proben und Daten sind unwiederbringlich verloren.

Reaktionen und Perspektiven

Die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigte große Solidarität. Weltweit bieten Kollegen Laborplätze, Geräte und sogar die Reproduktion von Materialien an. Dennoch ist der emotionale und wissenschaftliche Schock enorm. Prof. Alon Chen sprach von einem „schmerzhaften Anblick“ und betonte, dass der Verlust an Wissen schwerer wiege als der finanzielle Schaden.

Einige Wissenschaftler, wie Prof. Oren Schuldiner, denken über einen Verbleib in Israel nach, sind jedoch durch die politische Lage und den andauernden Konflikt frustriert. Andere, wie Prof. Eldad Tzahor, sind entschlossen, ihre Arbeit wieder aufzubauen: „Wir werden regenerieren – das ist, was wir tun.“

Fazit

Der Raketenangriff auf das Weizmann-Institut hat nicht nur Israels wissenschaftliche Landschaft, sondern auch die globale Forschung schwer getroffen. Die unwiederbringlichen Verluste an Proben, Daten und jahrzehntelanger Arbeit in den Bereichen Herzregeneration, Krebsforschung, Neurowissenschaften, Alterungsforschung und Planetarischen Wissenschaften sind ein Rückschlag für die Menschheit. Während die internationale Gemeinschaft Unterstützung zusagt, bleibt die Frage, wie die betroffenen Wissenschaftler ihre Arbeit unter diesen Bedingungen fortsetzen können. Die Zerstörung des Weizmann-Instituts ist ein Mahnmal für die Verwundbarkeit der Wissenschaft in Zeiten von Konflikten.

Quellen: Berichte von The Times of Israel, Ctech, AP News, Science|Business, Haaretz, The Jerusalem Post, Science, Jewish News, New Arab, Chemistry World, Reuters, Ynetnews, The Telegraph, Euronews, The Hindu, C&EN, Wikipedia.


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