Der Autozulieferer Eissmann Automotive Dagro GmbH schließt zum 31. August 2025 endgültig sein Werk in Gera, Thüringen. Davon sind 220 Mitarbeitende betroffen. Die Produktion, die sich auf Komponenten wie Mittelkonsolen, Instrumententafeln und Airbags für namhafte Autohersteller wie BMW und die VW-Gruppe konzentrierte, wird künftig ins europäische Ausland verlagert, insbesondere nach Osteuropa. Der Standort in Gera, der seit 2009 Teil der Eissmann-Gruppe war, hatte bereits im Juli 2025 die Produktion eingestellt, und die Räumlichkeiten wurden seitdem schrittweise geräumt.
Für die betroffenen Mitarbeitenden wurde ein Sozialplan erarbeitet, der Abfindungen und Unterstützung durch eine Transfergesellschaft für etwa 20 Personen umfasst. Laut einer Betriebsratssprecherin haben die meisten der 220 Beschäftigten Anschlussarbeit gefunden, oft jedoch unter schlechteren Bedingungen, wie befristeten Verträgen oder längeren Pendelstrecken. Die Schließung ist Teil einer größeren Krise in der thüringischen Autozulieferindustrie, die im vergangenen Jahr den Verlust von rund 3.800 Arbeitsplätzen verzeichnete, unter anderem durch Insolvenzen und Standortschließungen anderer Unternehmen wie Motherson in Judenbach.
Die Eissmann-Gruppe, 1964 gegründet, hatte 2013 den Autozulieferer Dagro in Gera übernommen. Die Insolvenz der deutschen Gesellschaften wurde im März 2024 angemeldet, ausgelöst durch hohe Energie- und Materialkosten, steigende Zinsen und eine schwache Nachfrage infolge der Rezession. Trotz eines zunächst positiven Investorenprozesses, bei dem etwa 100 Interessenten kontaktiert wurden, konnte kein Käufer für den Standort Gera gefunden werden. Während die Produktion in Deutschland eingestellt wird, bleiben die internationalen Standorte der Gruppe mit rund 4.000 Mitarbeitenden in Ländern wie Polen, Tschechien und Ungarn von der Insolvenz unberührt.
Die Schließung in Gera unterstreicht die schwierigen Rahmenbedingungen für die Autozulieferindustrie in Deutschland, die mit hohen Produktionskosten, der Transformation zur Elektromobilität und globalem Wettbewerbsdruck zu kämpfen hat. Vorschläge wie ein Investitionsfonds der Linken zur Unterstützung der Branche stoßen auf Skepsis, da viele die Ursachen in übermäßiger Regulierung und steigenden Standortkosten sehen. Die Verlagerung der Produktion nach Osteuropa verdeutlicht den Trend, dass Unternehmen zunehmend auf günstigere Standorte setzen, was die Deindustrialisierung Deutschlands weiter vorantreibt.
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