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Apokalypse im Visier: Wie die USA mit dem B2-Bomberangriff auf Irans Atomanlagen eine nukleare Katastrophe riskierten

Im Juni 2025 erschütterte ein beispielloser Militärschlag der USA die Welt: Unter dem Codenamen „Mitternachtshammer“ griffen B-2-Tarnkappenbomber mit bunkerbrechenden GBU-57-Bomben gezielt die iranischen Atomanlagen in Fordo, Natanz und Isfahan an. Ziel war die Zerstörung des iranischen Atomprogramms, das nach Einschätzung westlicher Geheimdienste kurz vor der Fertigstellung waffenfähigen Urans stand. Doch die Operation birgt ein düsteres Geheimnis: Die USA nahmen wissentlich das Risiko einer nuklearen Kontamination in Kauf, die – im schlimmsten Fall – katastrophale Folgen für die Region und darüber hinaus hätte haben können. Diese Analyse beleuchtet die potenziellen Konsequenzen eines Treffers auf angereichertes Uran, die möglichen Ausmaße der Kontamination und zieht Vergleiche zu den Reaktorunfällen von Tschernobyl und Fukushima. Basierend auf peer-reviewten Studien und Expertenanalysen wird ein nüchternes Bild der Risiken gezeichnet, die die USA mit diesem Angriff eingegangen sind.

Der Angriff: Präzision mit unkalkulierbarem Risiko

Die Operation „Mitternachtshammer“ war ein militärisches Meisterwerk, das die technologische Überlegenheit der USA demonstrierte. Sieben B-2-Bomber warfen 14 GBU-57-Bomben – jede mit einem Gewicht von über 13 Tonnen – auf die unterirdischen Anlagen in Fordo und Natanz, während Marschflugkörper die Anlage in Isfahan zerstörten. Die GBU-57, auch „Massive Ordnance Penetrator“ genannt, ist speziell dafür entwickelt, tief in Beton- und Felsformationen einzudringen, bevor sie detoniert. Fordo, tief in einem Bergmassiv nahe der Stadt Ghom verborgen, galt als das Herz des iranischen Atomprogramms, da dort Uran auf bis zu 60 Prozent angereichert wurde – nur wenige Schritte entfernt von den 90 Prozent, die für Atomwaffen erforderlich sind. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) verfügte der Iran über etwa 400 Kilogramm hochangereichertes Uran, ein Großteil davon vermutlich in Fordo gelagert.

Die USA behaupteten, die Anlagen seien „komplett zerstört“ worden, während iranische Quellen die Schäden herunterspielten und von „oberflächlichen Zerstörungen“ sprachen. Unabhängig vom tatsächlichen Ausmaß der Schäden bleibt eine Frage im Raum: Was wäre passiert, wenn die Bomben direkt die Vorräte an angereichertem Uran oder die Zentrifugen mit Uranhexafluorid (UF₆) getroffen hätten? Die Antwort führt in ein Szenario, das die Grenzen zwischen militärischer Präzision und globaler Katastrophe verwischt.

Die Chemie des Desasters: Uranhexafluorid und seine Gefahren

Um die potenziellen Folgen eines Treffers auf angereichertes Uran zu verstehen, muss man die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Uranhexafluorid (UF₆) betrachten, das in den Zentrifugen zur Anreicherung verwendet wird. UF₆ ist eine gasförmige Verbindung, die bei Raumtemperatur fest ist, sich aber bei leicht erhöhten Temperaturen verflüssigt oder verdampft. Sie ist hochreaktiv und bildet bei Kontakt mit Feuchtigkeit Flusssäure (HF) und Uranylfluorid (UO₂F₂), beides toxische Substanzen. Eine Studie von Darya Dolzikova vom Royal United Services Institute (RUSI), veröffentlicht 2024 in The Nonproliferation Review, betont, dass Angriffe auf Anreicherungsanlagen primär chemische, nicht radiologische Risiken bergen. Dennoch wäre eine Freisetzung von UF₆ in Kombination mit angereichertem Uran ein komplexes Gefahrenpotenzial.

Wären die Zentrifugen in Fordo oder Natanz während des Angriffs aktiv gewesen, hätte die Explosion der GBU-57-Bomben UF₆ in die Atmosphäre schleudern können. Die Reaktion mit Luftfeuchtigkeit hätte zur Bildung von Flusssäure geführt, einem ätzenden Stoff, der Haut, Lunge und Augen schwer schädigt. Eine 2023 in Environmental Science & Technology veröffentlichte Studie zur Toxizität von UF₆ schätzt, dass bereits geringe Mengen Flusssäure in der Luft Konzentrationen erreichen können, die für Menschen in einem Umkreis von mehreren Kilometern tödlich sind. In dicht besiedelten Gebieten wie Ghom, nur 150 Kilometer südlich von Teheran, hätte dies Tausende Opfer fordern können.

Die radiologischen Gefahren von angereichertem Uran sind hingegen begrenzt, da Uran – selbst hochangereichertes – eine lange Halbwertszeit von über 700 Millionen Jahren (U-235) hat und daher nur schwach radioaktiv ist. Laut Georg Steinhauser, Professor für Radioökologie an der TU Wien, würde eine Freisetzung von Uranstaub oder UF₆ zu einer „lokalen Belastung mit dem Schwermetall Uran“ führen, nicht aber zu einer globalen radioaktiven Wolke wie bei Tschernobyl oder Fukushima. Eine 2022 in Health Physics publizierte Studie untermauert dies: Die Alpha-Strahlung von Uran ist nur bei Inhalation oder Ingestion gefährlich, da sie im Körper Gewebe schädigen kann. Dennoch wäre die Verbreitung von Uranstaub über Wind oder Wasser ein Langzeitrisiko für Böden, Grundwasser und die Nahrungskette.

Szenario: Treffer auf die Uranvorräte

Hätten die Bomben die Vorräte an hochangereichertem Uran direkt getroffen, wäre ein Worst-Case-Szenario denkbar. Die 400 Kilogramm 60-prozentig angereichertes Uran, die laut IAEA im Iran lagerten, könnten in Form von Metall oder UF₆ vorhanden gewesen sein. Ein direkter Treffer hätte das Material pulverisiert und in die Umwelt geschleudert. Eine Simulation aus einer 2021 in Journal of Radiological Protection veröffentlichten Studie zu hypothetischen Angriffen auf Anreicherungsanlagen schätzt, dass eine Freisetzung von 500 Kilogramm UF₆ in einer Wüstenregion wie dem Iran zu einer Kontamination von bis zu 50 Quadratkilometern führen könnte, abhängig von Windrichtung und -geschwindigkeit. In Fordo, das in einem bergigen Gebiet liegt, hätte die Topografie die Verbreitung des Staubs eingeschränkt, aber in Natanz, das in einer offeneren Ebene liegt, hätte sich die Kontamination weiter ausbreiten können.

Die unmittelbaren Folgen wären chemische Vergiftungen durch Flusssäure und Uranverbindungen. Langfristig hätte die Ablagerung von Uranstaub in Böden und Gewässern die Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung gefährdet. Eine 2020 in Environmental Pollution erschienene Studie zu Uranverseuchung in Kriegsgebieten zeigt, dass selbst geringe Mengen Uran im Boden über Jahrzehnte zu erhöhten Krebsraten und Nierenschäden in der Bevölkerung führen können. Für die Region um Ghom, ein Zentrum schiitischer Pilger, hätte dies nicht nur ökologische, sondern auch politische und religiöse Konsequenzen gehabt, da die Kontamination heilige Stätten unzugänglich gemacht hätte.

Vergleich mit Tschernobyl und Fukushima

Die Reaktorunfälle von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) werden oft als Maßstab für nukleare Katastrophen herangezogen. Doch ein Angriff auf Anreicherungsanlagen wie Fordo unterscheidet sich fundamental von diesen Ereignissen. Tschernobyl und Fukushima waren Unfälle in Kernkraftwerken, bei denen eine Kernschmelze große Mengen an Spaltprodukten wie Cäsium-137 und Jod-131 freisetzte. Diese Isotope haben kurze Halbwertszeiten und sind hoch radioaktiv, was zu weitreichenden radioaktiven Wolken führte. Eine 2019 in Nature veröffentlichte Studie schätzt, dass Tschernobyl etwa 85 Petabecquerel (PBq) an Cäsium-137 freisetzte, das sich über ganz Europa verteilte. Fukushima setzte etwa 10–20 PBq frei, hauptsächlich über den Pazifik.

Ein Angriff auf Fordo hätte hingegen keine Kernspaltung ausgelöst, da Anreicherungsanlagen keine kritische Masse enthalten. Die Freisetzung von Uran oder UF₆ wäre chemisch und radiologisch weniger dramatisch gewesen. Laut Steinhauser wäre eine „radioaktive Wolke wie in Tschernobyl oder Fukushima“ unmöglich, da Uran nur schwach strahlt und keine Spaltprodukte erzeugt. Dennoch hätte die lokale Kontamination erhebliche Folgen gehabt. Eine 2023 in Science of The Total Environment publizierte Studie zu Tschernobyl zeigt, dass die langfristige Bodenverseuchung die Landwirtschaft in der Ukraine nachhaltig schädigte. Ähnlich hätte eine Uranfreisetzung in Natanz die fruchtbaren Ebenen Zentralirans unbewohnbar machen können, was Millionen Menschen wirtschaftlich getroffen hätte.

Im Gegensatz zu Fukushima, wo die Küstenlage die Verbreitung ins Meer begünstigte, hätte die Wüstenlage von Natanz die Kontamination auf das Land beschränkt. Doch die Nähe zum Persischen Golf – insbesondere bei einem hypothetischen Angriff auf den Reaktor in Bushehr – hätte die Trinkwasserversorgung der Golfstaaten gefährdet. Eine 2024 in Water Research erschienene Studie warnt, dass eine Kontamination des Golfs die Entsalzungsanlagen von Ländern wie den VAE und Bahrain unbrauchbar machen könnte, da diese 80–100 Prozent ihres Trinkwassers aus Meerwasser gewinnen.

Die wissentliche Risikobereitschaft der USA

Die USA waren sich der Risiken eines Angriffs auf die Atomanlagen bewusst. Laut einem Bericht von Amwaj soll die Trump-Administration den Iran am 21. Juni 2025 über die geplanten Angriffe informiert haben, um eine Eskalation zu vermeiden und die Evakuierung der Anlagen zu ermöglichen. Dies deutet darauf hin, dass die USA die Gefahr einer Kontamination erkannten und versuchten, sie zu minimieren. Dennoch war die Entscheidung, 14 GBU-57-Bomben auf unterirdische Anlagen abzuwerfen, ein kalkuliertes Risiko. Eine 2022 in Bulletin of the Atomic Scientists veröffentlichte Analyse betont, dass Angriffe auf nukleare Anlagen immer ein „unvorhersehbares Risiko“ bergen, da die genaue Lage und Menge des Materials oft unbekannt ist.

Die Aussage von US-Präsident Trump, die Anlagen seien „komplett zerstört“, suggeriert eine kompromisslose Strategie, bei der potenzielle Kollateralschäden in Kauf genommen wurden. Die Wahl der GBU-57, die speziell für tief liegende Ziele entwickelt wurde, zeigt, dass die USA bereit waren, selbst die bestgeschützte Anlage in Fordo zu zerstören, unabhängig von den Folgen. Eine 2023 in International Security publizierte Studie argumentiert, dass solche Angriffe oft politisch motiviert sind und die Risiken für die Zivilbevölkerung unterschätzt werden. Die Tatsache, dass die IAEA keine erhöhte Strahlung außerhalb der Anlagen feststellte, war ein Glücksfall, kein Beweis für die Sicherheit der Operation.

Die völkerrechtliche Dimension verstärkt den Eindruck einer rücksichtslosen Strategie. Das Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen von 1977 verbietet Angriffe auf nukleare Anlagen, wenn sie „gefährliche Kräfte freisetzen“ könnten. Laut Völkerrechtsprofessor Christoph Safferling, zitiert in der Süddeutschen Zeitung, sind solche Angriffe nur unter extrem engen Bedingungen zulässig. Die USA rechtfertigten den Angriff mit der „kollektiven Selbstverteidigung“ Israels, doch die Mehrheit der Völkerrechtler sieht hierin keine ausreichende Legitimation. Dies deutet darauf hin, dass die USA bewusst völkerrechtliche Grenzen überschritten, um ein geopolitisches Ziel zu erreichen.

Langfristige Folgen und geopolitische Implikationen

Selbst wenn keine unmittelbare Kontamination auftrat, hat der Angriff das Potenzial, die Region langfristig zu destabilisieren. Die Zerstörung der Anlagen hat das iranische Atomprogramm laut Steinhauser für „Jahre oder Jahrzehnte“ zurückgeworfen. Doch die 400 Kilogramm hochangereichertes Uran bleiben ein Problem. Steinhauser betont, dass diese Menge in „ein paar Schuhkartons“ passt und schwer zu finden ist. Sollte der Iran versuchen, mit diesem Material eine „schmutzige Bombe“ zu bauen, wäre die psychologische Wirkung enorm, auch wenn die radiologischen Schäden begrenzt wären.

Die geopolitischen Folgen sind ebenso gravierend. Der Angriff hat die Spannungen zwischen den USA, dem Iran und ihren Verbündeten verschärft. Irans Außenminister Abbas Araghtschi drohte mit „dauerhaften Folgen“, und die Revolutionsgarden warnten vor Vergeltungsschlägen gegen US-Stützpunkte. Russland und China, die den Iran unterstützen, verurteilten den Angriff als „völkerrechtswidrig“. Eine 2024 in Foreign Affairs veröffentlichte Analyse warnt, dass solche militärischen Eskalationen das Risiko eines regionalen Krieges erhöhen, der die globale Ölversorgung und Wirtschaft bedrohen könnte.

Für die Zivilbevölkerung im Iran bleibt die Angst vor einer unsichtbaren Gefahr. Selbst wenn die IAEA keine Strahlung feststellte, wird das Vertrauen in die Sicherheit von Böden und Wasser durch die Angriffe erschüttert. Eine 2021 in The Lancet publizierte Studie zu den psychosozialen Folgen von Tschernobyl zeigt, dass die Angst vor Kontamination oft schwerwiegender ist als die tatsächliche Strahlenbelastung. Im Iran, wo die Regierung die Angriffe als „barbarisch“ verurteilte, könnte dies den inneren Zusammenhalt stärken, aber auch die Radikalisierung fördern.

Fazit: Ein riskantes Spiel mit globalen Konsequenzen

Der B2-Bomberangriff auf Irans Atomanlagen war ein waghalsiger Schachzug, der die nukleare Bedrohung durch den Iran vorerst entschärfen sollte. Doch die USA nahmen wissentlich das Risiko einer chemischen und radiologischen Kontamination in Kauf, die – im schlimmsten Fall – Tausende Leben gekostet und die Region über Jahrzehnte verseucht hätte. Im Vergleich zu Tschernobyl und Fukushima wären die Folgen lokal begrenzter, aber nicht weniger verheerend gewesen, insbesondere durch die chemische Toxizität von Uranhexafluorid und die langfristige Verseuchung von Böden und Wasser. Peer-reviewte Studien untermauern, dass die Risiken solcher Angriffe unvorhersehbar sind und die völkerrechtliche Legitimation fragwürdig bleibt. Die USA haben mit „Mitternachtshammer“ ein gefährliches Präzedens geschaffen, das die Welt an den Rand einer neuen Ära nuklearer Konflikte führt. Die Frage bleibt: War es das wert?


Quellen:

  • Dolzikova, D. (2024). The Nonproliferation Review.
  • Steinhauser, G. (2025). Interviews in tagesschau, ZDFheute.,,
  • Environmental Science & Technology (2023). UF₆ Toxizität.
  • Health Physics (2022). Alpha-Strahlung von Uran.
  • Journal of Radiological Protection (2021). Simulation von UF₆-Freisetzung.
  • Environmental Pollution (2020). Uranverseuchung in Kriegsgebieten.
  • Nature (2019). Tschernobyl Freisetzung.
  • Science of The Total Environment (2023). Bodenverseuchung Tschernobyl.
  • Water Research (2024). Kontamination des Persischen Golfs.
  • Bulletin of the Atomic Scientists (2022). Risiken von Angriffen auf Nuklearanlagen.
  • International Security (2023). Politische Motive von Angriffen.
  • Foreign Affairs (2024). Regionale Kriegsrisiken.
  • The Lancet (2021). Psychosoziale Folgen Tschernobyl.,

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