Ein Durchbruch in der Alzheimer-Diagnostik könnte die Früherkennung der Krankheit revolutionieren. Forscher der Universitäten Bath und Bristol haben in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Cumulus Neuroscience einen innovativen EEG-Test entwickelt, der Gedächtnisstörungen bereits Jahre vor einer klinischen Diagnose zuverlässig erkennen kann. Die Ergebnisse der Studie, die in der Fachzeitschrift Brain Communications veröffentlicht wurden, zeigen, dass der sogenannte „Fastball EEG“-Test in der Lage ist, frühe Anzeichen von kognitiven Beeinträchtigungen bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) zu identifizieren, einer Vorstufe von Alzheimer-Demenz.
Der Test, der lediglich drei Minuten dauert, ist nicht-invasiv und nutzt ein tragbares EEG-Headset, das mit einer Tablet-basierten Anwendung synchronisiert ist. Dabei werden die automatischen Reaktionen des Gehirns auf eine Reihe von schnell wechselnden Bildern gemessen, ohne dass die Testperson aktiv reagieren oder sich erinnern muss. Dies macht den Test besonders objektiv und unabhängig von Sprachkenntnissen, Bildungsniveau oder Nervosität der Teilnehmer. Die Studie demonstrierte erstmals, dass der Test auch außerhalb von Forschungslaboren, etwa in den Wohnungen der Patienten, zuverlässige Ergebnisse liefert. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Technologie in die breite Gesundheitsversorgung, wie etwa Arztpraxen oder Gedächtniskliniken, zu integrieren.
Cumulus Neuroscience entwickelt auf Basis dieser Forschung das Screening-Tool AccelADx, das derzeit in zwei groß angelegten, von Fördermitteln unterstützten Studien getestet wird. Eine Studie umfasst 1.000 Teilnehmer in Großbritannien, während eine zweite Studie mit einer ethnisch diversen Gruppe von 1.000 Personen in den USA, Kanada und Europa durchgeführt wird. Die Studien sollen bis 2027 laufen, wobei Zwischenergebnisse für 2026 erwartet werden. Ziel ist es, die Technologie so weiterzuentwickeln, dass sie als kommerzielles Produkt in Gesundheitssystemen weltweit eingesetzt werden kann.
Die Bedeutung eines solchen Tests liegt in seiner Fähigkeit, Alzheimer in einem sehr frühen Stadium zu erkennen – oft 10 bis 20 Jahre bevor aktuelle diagnostische Methoden eine Diagnose stellen können. Angesichts neuer Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa der Medikamente Donanemab und Lecanemab, die in frühen Krankheitsstadien besonders wirksam sind, könnte eine frühzeitige Diagnose die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern und den Zugang zu Therapien beschleunigen. Zudem könnte der Test helfen, die Einschreibung in klinische Studien zu vereinfachen, was die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden beschleunigen würde.
Die Forschung wurde von der Academy of Medical Sciences finanziert und von der Demenz-Wohltätigkeitsorganisation BRACE unterstützt. Die Wissenschaftler betonen, dass der passive Charakter des Tests Barrieren abbaut und eine gerechtere Diagnostik ermöglicht, unabhängig von ethnischer Herkunft oder Bildungsstand. Die Technologie basiert auf der NeuLogiq®-Plattform von Cumulus Neuroscience, die KI-gestützte Analysen mit einer umfangreichen Datenbank kombiniert, um präzise Einblicke in die Gehirnfunktion zu gewinnen.
Die Ergebnisse markieren einen bedeutenden Fortschritt in der Alzheimer-Forschung und könnten die Art und Weise, wie Demenz weltweit diagnostiziert wird, nachhaltig verändern. Weitere Studien sollen die Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit des Tests bestätigen, um ihn in naher Zukunft flächendeckend einsetzen zu können.
Quelle: Cumulus Neuroscience, Brain Communications
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