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Aktuelle Lage der Influenza und der Rolle von H3N2: Ein evidenzbasierter Überblick

Die Influenza-Saison 2025/2026 hat in der nördlichen Hemisphäre früher als in den Vorjahren begonnen, was zu einer erhöhten Aufmerksamkeit in den Medien führt. Weltweit steigt die Aktivität seit Oktober an, wobei Influenza-A-Viren die dominante Rolle spielen. Besonders der Subtyp H3N2, einschließlich einer neuen genetischen Variante namens Subclade K, steht im Fokus. Trotz alarmierender Berichte über eine potenziell schwere Welle bleibt die Situation innerhalb der erwarteten saisonalen Parameter. Dieser Bericht beleuchtet die epidemiologischen Fakten, medizinischen Erkenntnisse und Gründe, warum eine Panikreaktion unangebracht ist, basierend auf Daten von Gesundheitsbehörden.

Grippe 2026 Fakten start Panik Credits LabNews Media LLC

Die globale Influenza-Aktivität zeigt eine Positivitätsrate von knapp unter 20 Prozent in der Woche bis zum 7. Dezember. In den meisten Regionen mit erhöhter Aktivität dominiert H3N2, außer in Gebieten wie Mittelamerika und der Karibik, wo H1N1pdm09 und H3N2 gleichermaßen vorkommen, sowie in tropischen Teilen Südamerikas und Nordafrika, wo H1N1pdm09 überwiegt. Erhöhte Positivitätsraten über 10 Prozent werden in Nordamerika, Mittelamerika, der Karibik, Nord-, West- und Mittelfrika, Nord- und Südwest-Europa sowie in Zentral-, Süd-, Südost- und Westasien beobachtet. In einigen Unterregionen liegt sie sogar über 30 Prozent, mit Zunahmen in Nordamerika, Mittelamerika, Westafrika, Nord- und Südwest-Europa sowie Asien. In der südlichen Hemisphäre ist die Aktivität insgesamt niedrig, mit Ausnahmen in wenigen Ländern in tropischem und temperiertem Südamerika, Mittel- und Ostafrika sowie Ozeanien.

In den Vereinigten Staaten, einem der am besten überwachten Regionen, hat die Saison frühzeitig an Fahrt aufgenommen. Für die Woche bis zum 13. Dezember wurde eine landesweite Positivitätsrate von 8,1 Prozent für Influenza-Tests gemeldet, mit einer kumulativen Hospitalisierungsrate von 6,9 pro 100.000 Einwohner. Influenza A(H3N2) ist der am häufigsten berichtete Virus, wobei die Verteilung regional variiert. Unter den weiter charakterisierten H3N2-Viren gehören 89,8 Prozent zum Subclade K. Bisher wurden drei pädiatrische Todesfälle im Zusammenhang mit Influenza gemeldet, was der Saison 2025/2026 entspricht. Die Aktivität steigt, aber sie bleibt vergleichbar mit früheren Jahren zu dieser Zeit.

In Europa hat die Influenza-Aktivität drei bis vier Wochen früher als in den letzten zwei Saisons zugenommen. Bis Woche 49 dominiert Influenza A, wobei H3N2-Subclade K den Anstieg antreibt. In der Primärversorgung ist die Zahl der Patienten mit Atemwegssymptomen in etwa der Hälfte der berichtenden Länder erhöht, mit weit verbreiteter Aktivität bei niedriger bis mittlerer Intensität. Unter den subtypisierten Influenza-A-Viren machen H3N2 75 Prozent aus, H1N1pdm09 25 Prozent. Die Gesamtzahl der eingeschlossenen Fälle in Studien beträgt 866, fast alle Influenza A.

In der südlichen Hemisphäre, die die Saison bereits abgeschlossen hat, war die Aktivität höher als im Vorjahr, mit einem Anstieg um 29 Prozent bei schweren Fällen. Dennoch blieb sie innerhalb normaler Grenzen, mit H3N2 als Treiber in Ländern wie Brasilien und Chile, ohne Anzeichen für erhöhte Schwere oder steigende ambulante Konsultationen. In Afrika variierte die Aktivität je nach Zone, mit H3N2-Dominanz in Nordafrika und gemischten Subtypen in anderen Regionen.

Der Subtyp H3N2 ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil saisonaler Influenza-Wellen. Er verursacht typischerweise Symptome wie Fieber, Husten, Halsschmerzen, Muskelschmerzen und Erschöpfung, die bei vulnerablen Gruppen wie Älteren, Kindern oder Menschen mit Vorerkrankungen zu Komplikationen führen können. Die neue Variante Subclade K, die seit August 2025 in Ländern wie Australien und Neuseeland aufgetaucht ist und nun in über 34 Ländern nachgewiesen wurde, weist genetische Veränderungen im Hämagglutinin-Gen auf. Diese Drift – eine schrittweise Mutation – unterscheidet sie von früheren Varianten wie J.2.4, mit Aminosäure-Änderungen, die die Antigenizität beeinflussen. Dennoch zeigt sie keine Hinweise auf erhöhte Virulenz oder Übertragbarkeit im Vergleich zu früheren H3N2-Stämmen.

Antivirale Mittel wie Oseltamivir bleiben wirksam gegen diese Viren, da keine Resistenz festgestellt wurde. Adamantane wie Amantadin sind weiterhin unwirksam gegen H3N2, was aber seit langem bekannt ist. Genetische Analysen von Hunderten Viren seit September zeigen, dass die Mehrheit zur Clade 2a.3a.1 gehört, mit Subclade K als aufstrebendem Zweig. Antigenische Charakterisierungen mittels Hämagglutinationshemmungstests bestätigen eine leichte Drift, aber keine dramatische Veränderung, die den Schutz durch bestehende Immunität aufheben würde.

Frühe Schätzungen zur Impfstoffeffektivität sind ermutigend. In Europa beträgt sie für die Gesamtbevölkerung gegen Influenza A(H3N2) in den Altersgruppen 0-17 Jahre etwa 52 Prozent und in 18-64-Jährigen 57 Prozent. Gegen H1N1pdm09 liegt sie höher, bei 76 Prozent insgesamt. In England zeigen Studien eine hohe Schutzwirkung bei Kindern und Jugendlichen von 72-75 Prozent, bei Erwachsenen niedriger um 32-39 Prozent, was vergleichbar mit früheren Saisons ist. Die Impfstoffe für die nördliche Hemisphäre 2025/2026 enthalten Komponenten wie A/Croatia/10136RV/2023 für eibasierte Vakzine und A/District of Columbia/27/2023 für zell- oder rekombinante, die trotz Drift Kreuzschutz bieten. Ferret-Antiseren-Tests deuten auf reduzierte Reaktivität hin, aber klinische Daten widersprechen einer vollständigen Unwirksamkeit.

Die medizinische Evidenz unterstreicht, dass Influenza eine jährliche Bedrohung ist, aber keine unkontrollierbare Krise. Historisch gesehen verursacht H3N2 häufiger Hospitalisierungen bei Älteren als andere Subtypen, doch die aktuelle Saison zeigt keine Abweichung von diesem Muster. In den USA lag die Hospitalisierungsrate zu Beginn niedrig und steigt allmählich, ähnlich wie in den Jahren 2017/2018 oder 2022/2023, wo H3N2 dominant war. Globale Daten aus der südlichen Hemisphäre 2025 bestätigen eine moderate Aktivität ohne Überraschungen in Bezug auf Schwere. Die frühere Saisonstart in Europa und Nordamerika könnte auf wetterbedingte Faktoren oder reduzierte Immunität nach niedriger Aktivität in Vorjahren zurückzuführen sein, nicht auf eine neuartige Bedrohung.

Mediale Berichterstattung hat in den letzten Wochen Schlagzeilen produziert, die eine „neue schwere Variante“ betonen und Warnungen vor einer harten Saison aussprechen. Solche Meldungen basieren oft auf frühen Beobachtungen wie dem Auftreten von Subclade K und steigenden Fallzahlen, ignorieren aber den Kontext. Die Evolution von Influenza-Viren ist ein natürlicher Prozess; Drifts wie diese treten regelmäßig auf und werden durch jährliche Impfstoffanpassungen adressiert. Es gibt keine Belege für eine erhöhte Letalität oder eine Pandemie-ähnliche Ausbreitung. Stattdessen zeigen Abwasserdaten in den USA einen Anstieg um 260 Prozent seit Oktober, was aber der saisonalen Norm entspricht. Experten betonen, dass RSV-Fälle ungewöhnlich niedrig sind, was die Influenza-Dominanz erklärt, ohne Panik zu schüren.

Warum ist die mediale Panik unangebracht? Zunächst einmal ist Influenza eine predictable Erkrankung. Jährlich infizieren sich Millionen, mit Schätzungen von 3-5 Millionen schweren Fällen und 290.000-650.000 Todesfällen weltweit, hauptsächlich bei Risikogruppen. Die aktuelle Welle passt in dieses Bild; es fehlen Indikatoren für eine Eskalation über das Normale hinaus. Zweitens bieten Impfungen, auch bei mismatch, signifikanten Schutz vor schweren Verläufen. Studien aus früheren Saisons mit ähnlichen Drifts zeigen, dass Vakzine Hospitalisierungen um 40-60 Prozent reduzieren. Drittens sind präventive Maßnahmen wie Händewaschen, Masken in engen Räumen und Isolation bei Symptomen effektiv und etabliert. Viertens vergleicht man mit Pandemien wie 1918 oder 1968, wo Shifts – nicht Drifts – zu Millionen Toten führten; H3N2-Subclade K ist eine Drift, keine Shift.

Ein Blick auf vergangene Saisons unterstreicht dies. In 2014/2015 führte eine H3N2-Drift zu einer hohen Belastung, doch mit Impfraten von 45-50 Prozent blieb die Mortalität kontrollierbar. Ähnlich in 2017/2018: Hohe Hospitalisierungen, aber keine systemische Krise. Die aktuelle Situation in Ländern wie Kanada, dem Vereinigten Königreich und Japan, wo frühe Ausbrüche gemeldet werden, folgt diesem Muster. In Japan ist die Saison früh, aber H3N2 ist dort seit langem dominant ohne außergewöhnliche Konsequenzen.

Prävention bleibt der Schlüssel. Gesundheitsbehörden empfehlen Impfungen für alle ab sechs Monaten, insbesondere für Ältere, Schwangere und Chronisch Kranke. Antivirale Therapien sollten frühzeitig bei Risikopatienten eingesetzt werden. Öffentliche Gesundheitssysteme sind vorbereitet, mit Überwachungsnetzwerken wie FluNet und nationalen Zentren, die Echtzeitdaten liefern. In der EU/EEA wird auf die Zirkulation von Subclade K hingewiesen, mit Ratschlägen zu Masken in Gesundheitseinrichtungen und Vorbereitung auf Spitzenbelastungen.

Zusammenfassend ist die Influenza-Lage 2025/2026 aktiv, aber beherrschbar. H3N2 und Subclade K repräsentieren eine evolutionäre Anpassung, die durch bestehende Maßnahmen gemanagt werden kann. Mediale Panik entsteht oft aus Sensationalismus, der frühe Trends überbewertet, während evidenzbasierte Medizin auf langfristige Daten setzt. Statt Angst zu schüren, sollte der Fokus auf Impfung und Hygiene liegen, um unnötige Belastungen zu vermeiden. Die Saison wird fordern, aber nicht überfordern – ein normales Phänomen in der Infektionsmedizin.


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