In Deutschland sorgt eine aktuelle Häufung von Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) für Besorgnis, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Bakterien, die vor allem durch verunreinigte Lebensmittel oder direkten Kontakt mit Tieren übertragen werden, können schwere gesundheitliche Schäden verursachen, wobei Kinder aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems besonders gefährdet sind. Die jüngsten Berichte melden eine ungewöhnliche Zunahme von Erkrankungen, die insbesondere junge Patienten mit schweren Komplikationen wie dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) betrifft.
EHEC-Bakterien sind gramnegative Stäbchen, die natürlicherweise im Darm von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen oder Ziegen vorkommen. Sie produzieren Shigatoxine, stark wirksame Zellgifte, die bei Menschen entzündliche Reaktionen im Darm auslösen können. Die Übertragung erfolgt häufig durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch, Rohmilchprodukten oder verunreinigtem Gemüse und Obst. Auch der direkte Kontakt mit Tieren, beispielsweise in Streichelzoos, oder das Baden in mit Fäkalien belasteten Gewässern birgt ein Infektionsrisiko. Besonders tückisch ist die hohe Infektiosität: Schon wenige Bakterien genügen, um eine Erkrankung auszulösen. Zudem ist eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch möglich, was die Ausbreitung in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas oder Schulen erleichtert.
Die Symptome einer EHEC-Infektion treten meist zwei bis zehn Tage nach der Ansteckung auf und umfassen zunächst wässrigen Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. In schwereren Fällen entwickelt sich blutiger Durchfall, der auf eine stark entzündete Darmmukosa hinweist. Besonders bei Kindern kann die Infektion das hämolytisch-urämische Syndrom auslösen, eine gefürchtete Komplikation, die in etwa 5 bis 10 % der Fälle auftritt. HUS ist gekennzeichnet durch die Zerstörung roter Blutkörperchen, eine gestörte Blutgerinnung und ein akutes Nierenversagen, das häufig eine vorübergehende Dialyse erforderlich macht. Kinder unter fünf Jahren sind besonders anfällig, da ihre Nierenfunktion und ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt sind. Langfristig können HUS-Überlebende ein erhöhtes Risiko für chronische Nierenerkrankungen oder andere Organschäden, wie neurologische Störungen oder Insulinmangel, entwickeln.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden kürzlich 17 Fälle gemeldet, davon 14 Kinder im Alter von ein bis 15 Jahren und drei Erwachsene. Besorgniserregend ist, dass mehrere Kinder auf Intensivstationen behandelt werden, einige davon mit Dialysebedarf aufgrund von HUS. Die betroffenen Kinder stammen nicht nur aus der Region, sondern auch aus anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen, da viele Familien in den touristisch geprägten Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald Urlaub gemacht haben. Die Infektionsquelle bleibt bisher unklar, obwohl die Behörden intensiv nach möglichen Ursachen suchen, darunter kontaminierte Lebensmittel wie Zwiebelmettwurst, die von einem Hersteller zurückgerufen wurde. Laboranalysen konnten bislang keinen eindeutigen Zusammenhang bestätigen.
Die Prävention von EHEC-Infektionen basiert auf konsequenter Hygiene. Gründliches Händewaschen nach Tierkontakt oder Toilettengang, die Trennung von rohem Fleisch und anderen Lebensmitteln in der Küche sowie das ausreichende Erhitzen tierischer Produkte sind zentrale Maßnahmen. Obst und Gemüse sollten gründlich gewaschen oder geschält werden. Besonders in Risikobereichen wie Bauernhöfen oder Streichelzoos ist darauf zu achten, dass Kinder ihre Hände nicht in den Mund nehmen. Das Robert Koch-Institut betont, dass derzeit keine Hinweise auf eine überregionale Ausbreitung in Deutschland vorliegen, die Lage aber genau überwacht wird. Dennoch erinnern die aktuellen Fälle an den schweren EHEC-Ausbruch von 2011, bei dem über 3.800 Menschen erkrankten und mehr als 50 starben, vermutlich durch verunreinigte Sprossen.
Die Situation erfordert erhöhte Vigilanz, insbesondere da Kinder aufgrund ihrer Anfälligkeit für schwere Verläufe im Fokus stehen. Eltern sollten bei Symptomen wie Durchfall oder Bauchschmerzen, insbesondere in Verbindung mit Blut im Stuhl, umgehend ärztlichen Rat einholen, da eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend sind, um Komplikationen wie HUS zu vermeiden. Die Gesundheitsbehörden arbeiten unter Hochdruck daran, die Infektionsquellen zu identifizieren, um weitere Erkrankungen zu verhindern.
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