Der US-Pharmakonzern AbbVie durchlebt turbulente Zeiten. Das Unternehmen musste bekanntgeben, dass sein vielversprechendes Schizophrenie-Medikament Emraclidin in einer entscheidenden Phase-2-Studie mit 752 Patienten die Erwartungen nicht erfüllen konnte[1]. Die Aktie stürzte daraufhin um mehr als 12 Prozent ab, was einem Marktwerteverlust von etwa 40 Milliarden Dollar entspricht[1].
Besonders bitter ist dieser Rückschlag vor dem Hintergrund der erst kürzlich erfolgten Übernahme von Cerevel Therapeutics für 8,7 Milliarden Dollar, aus deren Portfolio Emraclidin stammte[1]. Die Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im lukrativen Markt für Psychopharmaka.
Der globale Markt für Antidepressiva wurde 2023 auf 16,99 Milliarden Dollar beziffert und soll bis 2036 auf über 37 Milliarden Dollar anwachsen[2]. Parallel dazu wird der Markt für Antipsychotika, der 2023 bei 16,14 Milliarden Dollar lag, weiteres Wachstum verzeichnen[3].
Für AbbVie kommt dieser Rückschlag zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen verzeichnete bereits 2023 einen dramatischen Gewinneinbruch von fast 60 Prozent, hauptsächlich bedingt durch den Patentablauf seines Blockbusters Humira[4]. Der Gesamtumsatz sank auf 54,3 Milliarden Dollar, während der Nettogewinn auf 4,9 Milliarden Dollar einbrach[4].
Die Entwicklung neuer Psychopharmaka bleibt eine große Herausforderung. Schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen allein in den USA leben mit Schizophrenie[1]. Während Konkurrent Bristol Myers Squibb von AbbVies Misserfolg profitiert und Kursgewinne verzeichnet, muss AbbVie seine Strategie überdenken[1].
Der Markt für psychiatrische Medikamente befindet sich im Wandel. Neue Therapieansätze, wie der Einsatz von Psychedelika in der Depressionsbehandlung, gewinnen an Bedeutung[5]. Australien hat als erstes Land MDMA und Psilocybin für therapeutische Zwecke zugelassen, während andere Länder noch zögern[5].
Trotz des Rückschlags zeigt sich AbbVies Chief Scientific Officer Roopal Thakkar zuversichtlich und kündigt eine genaue Analyse der Studienergebnisse an[1]. Die Zukunft wird zeigen, ob das Unternehmen seine Position im hart umkämpften Markt für Psychopharmaka behaupten kann.
Quellen:
[1] AbbVie stürzt ab: Milliarden-Wette auf Schizophrenie floppt https://www.investmentweek.com/abbvie-sturzt-ab-milliarden-wette-auf-schizophrenie-floppt/
[2] Antidepressiva-Marktanalyse- Globale Angebots – Research Nester https://www.researchnester.com/de/reports/antidepressants-market/4469
[3] Marktgröße, Marktanteil für Antipsychotika | Wachstum [2024-2032] https://www.fortunebusinessinsights.com/de/industrie-berichte/markt-f-r-antipsychotika-101390
[4] Gewinneinbruch kommt für Abbvie nicht unerwartet – Ärzte Zeitung https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Gewinneinbruch-kommt-fuer-Abbvie-nicht-unerwartet–446834.html
[5] LSD, Ketamin, Psilocybin, MDMA: Drogen statt Antidepressiva https://www.deutschlandfunkkultur.de/psychotherapie-drogen-depressionen-mdma-lsd-pilze-100.html
