Die Diagnose eines Glioblastoms erfolgt in mehreren klar definierten Schritten, die Betroffenen und Angehörigen Orientierung und Sicherheit bieten können[1][2][3]. Nachfolgend werden die zehn wichtigsten Schritte im medizinischen Diagnoseprozess anhand aktueller Leitlinien, moderner Therapieverfahren und dem Kontext aktueller klinischer Studien erläutert[4][5][6].
1. Anamnese und Erstsymptome
Der Weg beginnt meist mit plötzlichen neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Krampfanfällen, Sprach- oder Sehproblemen[7][8]. Anamnese und körperliche Untersuchung legen die Basis für den Verdacht auf einen Hirntumor[1][2].
2. Neurologische Untersuchung und kognitive Testverfahren
Die neurologische Funktionsprüfung prüft Reflexe, Sensibilität, Muskelkraft und Koordination. Ergänzt wird dies häufig durch neuropsychologische Tests, etwa den Mini-Mental-Status-Test oder den Montreal Cognitive Assessment (MoCa), um kognitive Defizite zu erkennen[1][2].
3. Bildgebung mittels MRT (und ggf. CT/PET)
Die Magnetresonanztomografie (MRT) mit Kontrastmittel ist der Goldstandard. Sie identifiziert Tumorlage, -größe und -charakter, gibt erste Hinweise auf ein Glioblastom und grenzt es von anderen Hirnläsionen ab[1][2]. Bei Kontraindikationen für ein MRT wird eine CT (Computertomographie) eingesetzt; eine PET (Positronen-Emissions-Tomografie) kann zusätzlich Stoffwechselaktivität zeigen[1].
4. Differentialdiagnostik: Ausschluss anderer Ursachen
Andere Tumorarten, Metastasen, Hirnabszesse oder entzündliche Prozesse werden mithilfe der Bildgebung, Laborwerte und ggf. Liquordiagnostik ausgeschlossen[2].
5. Stereotaktische Biopsie oder operative Resektion
Zur endgültigen Diagnose ist meist eine Gewebeentnahme notwendig. Entweder wird eine stereotaktische Biopsie durchgeführt oder – wenn möglich – direkt ein Teil des Tumors operativ entfernt. Dies liefert das Material für die feingewebliche Analyse[9][8][10].
6. Molekularpathologische und genetische Analysen
Im Labor werden spezifische Biomarker bestimmt, darunter IDH1/2-Mutationen, MGMT-Promotor-Methylierung und ATRX- oder EGFR-Alterationen. Sie bestimmen Prognose und Therapieansprechen maßgeblich mit[1][5].
7. Bestimmung des funktionellen Status (Karnofsky-Index)
Der klinische Zustand, etwa mit dem Karnofsky-Index, beeinflusst das weitere Vorgehen. Er beschreibt, wie selbstständig eine betroffene Person ihren Alltag bewältigen kann[1].
8. Interdisziplinäre Tumorkonferenz
Alle Untersuchungsergebnisse werden in einer sog. Tumorkonferenz von Neurochirurgen, Neurologen, Onkologen, Strahlentherapeuten und Pathologen gemeinsam ausgewertet, um die individuell beste Strategie zu entwickeln[2][11].
9. Beratung, Aufklärung und psychosoziale Unterstützung
In diesem Schritt werden Patient und Angehörige ausführlich über Diagnose, Prognose, Therapieoptionen und Unterstützungsangebote informiert. Psychoonkologische Betreuung wird angeboten[8][2].
10. Therapieplanung und Einschluss in klinische Studien
Basierend auf allen Ergebnissen erfolgen die Auswahl einer Kombination aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie (meist Temozolomid) sowie – sofern möglich – die Teilnahme an aktuellen klinischen Studien zu Immuntherapien, neuartigen Medikamenten oder experimentellen Therapieverfahren[11][12][13][6].
Neueste Therapien und klinische Studien (2025)
- Standard ist derzeit die möglichst vollständige operative Entfernung des Tumors, gefolgt von Strahlen- und Chemotherapie (Temozolomid)[10].
- Personalisierte Immuntherapien, etwa T-Zell-basierte Ansätze gegen spezifische Tumorantigene (z.B. PTPRZ1), zeigen vielversprechende Ergebnisse, sind jedoch noch experimentell[14][12].
- Neue Medikamente mit gezielter Wirkung auf molekulare Marker (z.B. EGFRvIII, MGMT-Methylierung) werden in internationalen Studien evaluiert[11][5].
- RNA-basierte Therapien, die Tumorzellen zur Selbstzerstörung zwingen, gelten als Innovationsfeld mit ersten erfolgreichen Mausstudien[15].
- Elektrofeld-Therapien (Tumortherapiefelder/TTF) werden ergänzend eingesetzt, um das Tumorwachstum zu hemmen[16].
- Impfung mit dendritischen Zellen („GlioVax“, DCVax) werden in klinischen Studien geprüft, mit dem Ziel, das Immunsystem gegen Tumorzellen zu stimulieren[6].
Ratgeberfunktion für Betroffene
- Ein offenes Gespräch mit dem Behandlungsteam ist und bleibt zentral; alle Therapieentscheidungen sollten individuell mit Fachärzten und – bei Bedarf – psychoonkologischer Begleitung getroffen werden[8].
- Der Einschluss in klinische Studien kann Zugang zu neuesten Therapiemöglichkeiten bieten, sollte aber immer im Lichte der persönlichen Situation und Biomarker abgewogen werden[6][11].
- Unterstützungsangebote wie Tumorzentren, Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen können im Alltag und bei Therapiewahl wertvoll sein[8][2].
Jeder Schritt im Diagnose- und Therapieprozess trägt dazu bei, die Versorgung Betroffener so individuell und schonend wie möglich zu gestalten und neue Chancen durch die moderne Forschung zu eröffnen[4][17][5].
Quellen:
[1] Glioblastom: Prognose, Symptome, Behandlung https://www.netdoktor.de/krankheiten/hirntumor/glioblastom/
[2] Glioblastom: Symptome, Behandlung & Prognose https://www.usz.ch/krankheit/glioblastom/
[3] Nachbereitung Sprechzeit »Glioblastom« vom 3. Juli 2025 https://www.owl.jetzt/content/106529/guetsel-lesertelefon-nachbereitung-sprechzeit-glioblastom-vom-3-juli-2025.html
[4] Gliome – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der … https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-099l_S2k_Gliome_2025-01-verlaengert.pdf
[5] Glioblastom-Studie zeigt: Molekulare Diagnostik könnte … https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2025/09/05/glioblastom-studie-zeigt-molekulare-diagnostik-koennte-zielgerichtete-therapien-ohne-zeitverzug-ermoeglichen/
[6] Glioblastom-Studien http://www.glioblastom-studien.de
[7] Glioblastom: Symptome & Diagnose https://klinikradar.de/glioblastom
[8] Glioblastom im Erwachsenenalter: Symptome, Diagnose, … https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/krebs/glioblastom-im-erwachsenenalter-symptome-diagnose-behandlung/
[9] Glioblastom | Informationen zum Gehirntumor https://www.glioblastom.de
[10] Glioblastom | Neurochirurgie Inselspital Bern https://neurochirurgie.insel.ch/erkrankungen-spezialgebiete/hirntumoren/glioblastom
[11] Primärtherapie bei Glioblastomen (WHO Grad IV) https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/neurologische-klinik/neurologie-und-poliklinik/forschung/klinische-studien/neuroonkologie/glioblastome/primaertherapie-bei-glioblastomen-who-grad-iv
[12] Neuer Ansatz für eine T-Zell-Immuntherapie gegen … https://www.dkfz.de/aktuelles/pressemitteilungen/detail/neuer-ansatz-fuer-eine-t-zell-immuntherapie-gegen-boesartige-hirntumoren
[13] Klinische Studien-Detail: Charité – Universitätsmedizin Berlin https://www.charite.de/service/klinische_studien_detail/item/studien_detail/brain_rf
[14] Glioblastom: Forscher haben womöglich Geheimwaffe … https://www.focus.de/gesundheit/news/glioblastom-forscher-haben-womoeglich-geheimwaffe-gegen-unheilbaren-krebs-gefunden_c931c10e-bd63-4baf-94bc-4783c38e6eaa.html
[15] Die Selbstzerstörung des Glioblastoms https://www.fz-juelich.de/de/aktuelles/news/pressemitteilungen/2025/die-selbstzerstoerung-des-glioblastoms
[16] GLIOBLASTOM https://assets.novocure.biz/docs/2025-04/Glioblastom_Broschuere.pdf
[17] Maßgeschneiderte Hilfe bei Hirntumoren: EU fördert … https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2025/tumormed25
[18] Kommunikation zwischen Hirntumor und Nervenzellen … https://www.zdfheute.de/wissen/krebs-hirntumor-nervenzellen-krebsforschung-100.html
[19] Glioblastom: Gabapentinoide könnten das … https://www.dgn.org/artikel/glioblastom-gabapentinoide-konnten-das-gesamtuberleben-verbessern
[20] DRKS – Deutsches Register Klinischer Studien https://www.drks.de/search/de/trial/DRKS00035314
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