Die Aussage von Donald Trump, dass der B-2-Bomberangriff die iranische Atomanlage Fordo vollständig zerstört habe, ist aus technischer und bergbautechnischer Sicht nicht haltbar, insbesondere unter Berücksichtigung der geschätzten Tiefe von 300 Metern und der spezifischen Eigenschaften der eingesetzten Waffensysteme sowie der Anlagenkonstruktion.
Die Atomanlage Fordo liegt in einem bergigen Gebiet nahe Qom und ist in ein Tunnelsystem integriert, das Schätzungen zufolge zwischen 60 und 100 Metern Tiefe erreicht, wobei einige Quellen eine potenzielle Tiefe von bis zu 300 Metern für kritische Bereiche annehmen. Bergwerktechnisch ist die Anlage in hartem Gestein, vermutlich Granit oder ähnlichem Hartgestein, verankert und mit gehärtetem Stahlbeton verstärkt, der speziell für den Schutz vor Luftangriffen ausgelegt ist. Solche Konstruktionen nutzen die natürliche Druckfestigkeit des Gesteins (oft >100 MPa) und erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegen Penetration durch zusätzliche Betonschichten mit hoher Dichte (>3,5 g/cm³).
Der B-2 Spirit, ein strategischer Tarnkappenbomber, setzte die GBU-57A/B Massive Ordnance Penetrator (MOP) ein, die als weltweit leistungsfähigste konventionelle bunkerbrechende Bombe gilt. Die GBU-57 wiegt 13.600 kg, enthält etwa 2.400 kg Sprengstoff und kann laut US-Angaben bis zu 61 Meter in Beton oder felsiges Material eindringen, bevor sie detoniert. Ihre Konstruktion mit einer gehärteten Stahlhülle maximiert die Penetrationsfähigkeit, doch die Reichweite ist durch physikalische Grenzen bestimmt: Reibung, Materialwiderstand und Energieverlust begrenzen die Tiefe, insbesondere in Hartgestein mit hoher Druckfestigkeit. Selbst bei optimaler Treffgenauigkeit und wiederholtem Einschlag am selben Punkt – ein technisch schwieriges Unterfangen, da Bombenkanäle durch Trümmer und Gesteinsverlagerung instabil werden – ist eine Penetration von 300 Metern unrealistisch. Experten schätzen, dass selbst mehrere aufeinanderfolgende Treffer mit der GBU-57 die strukturelle Integrität der Anlage in solcher Tiefe nicht entscheidend beeinträchtigen könnten, da die Druckwelle der Detonation in Hartgestein rapide abnimmt (typischerweise auf <10 % der Sprengkraft nach 50 Metern).
Zusätzlich erschweren die bautechnischen Merkmale Fordos die Zerstörung. Die Anlage ist als verzweigtes Tunnelsystem konzipiert, das Erschütterungen verteilt und lokale Schäden isoliert. Eingänge, Belüftungssysteme und Stromversorgungen sind redundant ausgelegt, um die Funktionalität auch bei oberflächennahen Schäden zu erhalten. Selbst wenn oberirdische Strukturen oder Eingänge getroffen wurden, wie Satellitenbilder nach Angriffen im Juni 2025 nahelegen, bleibt die unterirdische Kernanlage weitgehend intakt. Die iranische Atomenergiebehörde bestätigte, dass Schäden an Fordo überwiegend oberflächlich waren, und die IAEA meldete keine erhöhten Strahlenwerte, was auf eine intakte unterirdische Infrastruktur hinweist.
Die Behauptung einer vollständigen Zerstörung widerspricht zudem den Aussagen von Militärexperten, die betonen, dass nur nukleare oder spezialisierte Kommandooperationen eine Anlage in 300 Metern Tiefe effektiv neutralisieren könnten. Konventionelle Mittel, selbst die GBU-57, stoßen an ihre Grenzen, da die Energiedissipation in tiefem Gestein die Wirkung stark reduziert. Posts auf X und Berichte von Analysten unterstreichen, dass die GBU-57 zwar bis zu 60 Meter eindringen kann, aber die 100-Meter-Marke, geschweige denn 300 Meter, außerhalb ihrer Fähigkeiten liegt. Die technische Diskrepanz zwischen Trumps Aussage und den tatsächlichen Fähigkeiten der eingesetzten Systeme zeigt, dass die Anlage Fordo nicht vollständig zerstört wurde und ihre strategische Funktion vermutlich erhalten blieb.
